Tage Alter Musik – Programmheft 2019

74 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzert 13 worden war. Die oper stellte die Probleme und Sorgen unter der Herr- schaft von Charles II. in allegorischer Weise dar. grabu vertonte den engli- schen Text im Stil der tragédies lyriques von Lully. abgesehen vom engli- schen Text könnte man sich die arie O Jealousy gut in Lullys oper Phaeton (1683) vorstellen, der grabu Passagen für seine eigene oper entlehnte. grabu war ein erfahrener Vertreter des französischen Stils und in dafür typischer Weise finden sich in dieser arie, die von einem fünfstimmigen Streichersatz begleitet wird, metrische Wechsel sowie eine dezent behan- delte gesangslinie. Diese vertont die Worte der augusta, einer allegori- schen Repräsentation der Stadt London, die von einer unvernünftigen eifersucht auf albion, einer Darstellung von Charles II., übermannt wurde. Albion and Albanius war ein vomUnglück verfolgtes Werk: gerade als seine eröffnungsvorstellung im Februar 1685 bevorstand, starb Charles II. und die Theater wurden geschlossen. als Rettungsversuch fügte Dryden eine Szene hinzu, in der albion zum Himmel emporsteigt, während sein Bru- der, albanius (James II.), als Herrscher auf der erde verweilt. In dieser Fassung wurde die oper, die angeblich 4000 £ gekostet haben soll, im Juni sechsmal aufgeführt, bevor sie während der Unruhen durch die Mon- mouth-Rebellion abgesetzt wurde. Die United Company, die die oper zusammen mit demHof umgesetzt hatte, verblieb in Schulden und konnte mehrere Jahre lang keine ambitionierten Musiktheater-Projekte in angriff nehmen. 1690 initiierte sie allerdings eine Reihe dramatischer opern mit Musik von Purcell: Dioclesian (1690), King Arthur (1691) und The Fairy Queen (1692). alle waren finanziell erfolg- reich und Purcell entwickelte sich zum musikalischen Star der Zeit. Unter den vielen ausgezeichneten Stücken, die er für diese Werke komponierte, sticht See even Night aus dem zweiten akt des Masken- spiels The Fairy Queen (einer adap- tion von A Midsummer Night’s Dream ) durch seine unerwartete Klanglichkeit besonders hervor. als sich Titania schlafen legt, erscheint die nacht und singt, begleitet von gedämpften Strei- chern, – ohne Bass oder Continuo. Diese Vertonungsweise tritt hier im ganzen Schaffen Purcells erstmals auf und muss die Zuhörer in Stau- nen versetzt haben, vor allem in Kombination mit dem im Libretto beschriebenen Bühnenbild: „grot- to’s, arbors, and delightful Walks“. Vielen Zuhörern war das Hören der Musik im Theater nicht genug und sie wollten sie zuhause selbst spielen. Dieses Bedürfnis stillte die damals wachsende Zahl gedruckter Liedsammlungen. exemplarisch dafür sind die vier Bände von The Theater of Music , die zwischen 1685 und 1687 ver- öffentlicht wurden. Darin mischten sich Lieder, die aus den Theatern oder vom Hof her bekannt waren und es dem Käufer erlaubten, die Magie des dort erlebten nachzubilden. In manchen Songs finden sich sogar außer- musikalische elemente des Bühnengeschehens, wie z. B. in akeroydes From drinking of Sack by the Pottle , der von Frisco in D’Urfeys The Ban- ditti (1686) zu einer gitarrenbeglei- tung gesungen wird. In der veröf- fentlichten Fassung erscheinen die Wörter „preng, preng, preng“ unter den Bemerkungen zum instrumentalen Zwischenspiel, was wahrscheinlich als anspielung auf die komische ausführung durch den Schauspieler zu verstehen ist. © Bryan White Übersetzung: Johannes Schäbel, UR CD: Le Caravansérail – A Fancy – Fantasy on English Airs & Tunes Les Basses Réunies, Alte Kapelle 2016 Henry Purcell (1659-1695), Porträt von John Closterman Matthew Locke (ca. 1621-1677), Porträt von James Caldwall

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