39. Regensburger Alte-Musik-Tage am Pfingstmontag Händels Oratorium Samson auf dem Programm. Selten ist Samson live zu hören und es lohnt sich: ein musikalisch exquisites Werk ausladenden Charakters. Dass sich nach der Pause des etwa dreistündigen Werkes einige (wenige) Reihen gelichtet hatten, kann jedenfalls unmöglich an den herrlichen Arien und fantasievollen Chören gelegen haben – wohl eher an den mit der Zeit doch eher harten Kirchenbänken. Wer aber durchhielt, wurde belohnt: Chor und Orchester der Capella Cracoviensis unter Leitung von Jan Tomasz Adamus brachten den Saal zum Beben und leuchteten alle Schattierungen der Partitur aus. Das galt auch für das Sextett aus zwei Sopranistinnen und vier Sängern, wobei Altus Xavier Sabata und der Bass Lisandro Abadie den stärksten Eindruck hinterließen. Befremdlicher Plot Etwas befremdlich hingegen der Plot: Versöhnung wird kleingeschrieben, Vernichtung des Gegners triumphiert. Und Held Samson, eine Art frühzeitlicher Obelix, der seine Zauberkraft nicht einem Zaubertrank, sondern seinen magischen Haaren verdankt und letztlich – wie fatal – der Kraft des Geistes Gottes. Er reißt Tausende in den Tod, weil er mit seinen übergroßen Kräften ein riesiges Gebäude zum Einsturz bringt, indem er die tragenden Säulen umreißt. Und Sie werden (nicht) lachen – das steht so in der Bibel (Richter 16, besonders ab Vers 25). Es fällt schwer, in diesen stürzenden Säulen nicht eine Blaupause für 9/11 und andere schlimme Selbstmordattentate zu sehen. Schwere Kost in zugegebenermaßen herrliche Musik gehüllt – aber eigentlich fehlte die Triggerwarnung. (Ein Mitschnitt der Regensburger Samson-Aufführung wird am 1. Juli um 20:03 Uhr in der Sendung „Festspielzeit“ auf BR-Klassik gesendet) Wie immer gilt: Nach den Tagen Alter Musik ist vor den Tagen Alter Musik. Im nächsten Jahr findet dieses einzigartige Festival in Deutschland – getragen von engagierten Ehrenamtlichen von der Intendanz bis zum großen Helferkreis – zum 40. Mal statt, und zwar vom 6.-9. Juni, denn Pfingsten liegt etwas später. Und frohe Kunde! Endlich hat man anscheinend auch in Berlin begriffen, was die internationale Alte-Musik-Szene längst weiß: Die neuste Alte Musik wird in Regensburg gespielt. Ohne Firlefanz und mit den Besten aus aller Welt. Jedenfalls gab es erstmals neben der Förderung örtlicher Sponsoren und des Landes Bayern auch eine Förderung des Bundes. Recht so. Und nächstes Jahr? Im Netz ist noch nix zu finden, auch bis heute nicht auf der Website des famosen Festivals. Doch in einer unauffälligen Ecke im Salzstadel an der Steinernen Brücke, wo während des Festivals dutzende Instrumentenbauerinnen und -bauer ihre Werke präsentieren und feilhalten, konnte ein Blick auf ein verheißungsvolles Plakat fallen: „Großes Jubiläumsprogramm“. Schauen Sie selbst, sicher ist auch für Sie etwas dabei, und spätestens am 11. November gibt’s Klarheit … (Siehe Seite 2 hier im Pressealmanach) Tage Alter Musik Regensburg 2024 64 Aufführung des Oratoriums Samson von Georg Friedrich Händel mit Chor und Orchester der Capella Cracoviensis (Leitung: Jan Tomasz Adamus), der Tenor Zbigniew Malak sang die Titelrolle des Samson am 20. Mai in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg. STIMMEN ZUM FESTIVAL TAGE ALTER MUSIK 2024 Vielen herzlichen Dank dafür, dass wir bei den Tagen Alter Musik dabei sein konnten. Uns hat das Festival sehr gut gefallen, ich habe jede Menge Erkenntnisse gewonnen, und die Konzerte haben einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Kompliment auch für ihr enthusiastisches und zahlreiches Publikum! Dr. Richard Lorber WDR3 Redaktion Oper und Alte Musik
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