Tage Alter Musik – Almanach 2024

ten: wenn zur Musik von Christofano Malvezzi (1547 bis 1599) Apoll und Bacchus höchstselbst sich die Ehre geben herabzufahren, um anlässlich der machtpolitisch bedeutenden Eheschließung des MediciSprösslings nichts weniger als die Wiederkehr des Goldenen Zeitalters zu verkünden. Ja, damals wurde geklotzt und nicht gekleckert! Die konzertante Aufführung in der Dreieinigkeitskirche vermittelte zumindest einen umfassenden Klangeindruck. Selten kann man ein so prächtiges Wechselspiel von virtuos-artistischem Koloraturgegurgel mit sattem Breitbandsound erleben. Da bebte die Donau, genauso wie beim anschließenden Applaus! Wer’s von A bis Z nachhören möchte: Ein Mitschnitt der Regensburger Aufführung von „La Pellegrina“ wird am 16. Juli um 18:05 Uhr in der Sendung „Festspielzeit“ auf BR-Klassik gesendet. Genau einen Tag und zweihundert Jahre Musikgeschichte später an gleicher Stelle: Beethoven! Anders als bei der Musik des Barock hat sich die sogenannte historische Aufführungspraxis bei der Musik zwischen Klassik und Romantik noch nicht so richtig durchgesetzt. Aber die Tage Alter Regensburg sind und bleiben zum Glück ein verlässliches Refugium auch für solche beglückenden Klangerlebnisse. Jedenfalls war der Beethoven-Abend mit der Kölner Akademie und dem jungen polnischen Pianisten Tomasz Ritter unter der Leitung von Michael Alexander Willens dafür eine hinreißende Werbeveranstaltung. Es erklangen nach der Prometheus-Ouvertüre Opus 43 Beethovens Klavierkonzerte Nr. 3 c-moll Opus 37 und Nr. 4 G-Dur. Und man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Proportionen zwischen einem Hammerflügel – an diesemAbend ein Nachbau eines Instruments aus dem Jahr 1819 – und den mit Darm besaiteten Streichinstrumenten mit den weniger grellen, dafür füllig klingenden Holz- und Blechbläsern sind einfach stimmiger als im modernen Stahlsaiten-Orchester. Hinzu kamen eine überwältigende Virtuosität und Präzision des am Ende mit Recht euphorisch gefeierten Solisten. Keine Frage – auch hier bebte die Donau. Recht bescheiden hingegen muss das Lob für das Nachtkonzert am Pfingstsonntag ausfallen. Zwei Kantaten (Serenaten) für Solosopran, zwei Violinen und Basso Continuo von Alessandro Scarlatti (1660 bis 1725), unterteilt von der prächtigen Triosonate GDur Opus 5 Nr. 4 von Georg Friedrich Händel – eigentlich ein wunderbarer musikalischer Schlummertrunk, eine Oase für einen wohlig müde werdenden Klangtrunkenen. Warum nicht? Aber der doch sehr wuchtige, zuweilen gar grobe Klang der Sopranistin Francesca Aspromonte und des sie begleitenden Ensembles Arsenale Sonoro um Primarius Boris Begelman ließ keine rechte Entspannung aufkommen. Primadonna Aspromonte hat ohne Frage eine mächtige Stimme und große virtuose Fähigkeiten – aber an diesem späten Pfingstabend zumindest geriet das alles zu mächtig für die klare und eher trockene Akustik des Regensburger Reichssaals. Schade. Mutmaßlich nannte Scarlatti einige seiner Solokantaten Serenaten, weil er sie für besonders festliche Anlässe zur Aufführung unter freiem Himmel gedacht hatte. Der Solistin und Arsenale Sonoro (und dem Befinden der Zuhörenden) hätte ein solches Ambiente an diesemAbend womöglich einen besseren Dienst erwiesen. Kaum würde es bei den Tagen Alter Musik Regensburg den Messias geben – nicht etwa, weil Händels berühmtestes Oratorium kein schönes Stück wäre, aber weil es eben zu mainstreamig für die Tage Alter Musik daherkäme. Hier präsentiert man lieber Seltenes und Exquisites, und das ist auch gut so. So stand zum festlichen Abschluss der Tage Alter Musik Regensburg 2024 63 Konzert mit Francesca Aspromonte und Arsenale Sonoro am 19. Mai 2024 im Reichssaal zu Regensburg

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