getröstet werden, und sich mit dem nachfolgenden Allegro dann ein veritables Pfingstwunder ergießt. Zum anderen gab es die einzige Opernouvertüre und ein Concerto von Jean-Marie Leclair (1697–1764), dem feinsinnigen französischen Komponisten der Generation nach Vivaldi, den es immer wieder zu entdecken gilt, wie Les Ombres an diesem Tag eindrücklich demonstrierte. Faszinierend auch, wie Geigengott Théotime seine Solopartie in die pulsierenden Haltetöne der Kolleg:innen prägte und dabei gleichzeitig organisch mit ihrem Klang verwuchs. Am Ende konnten der Solist und Les Ombres sogar orpheusgleich die zunächst hartnäckigen Huster:innen im güldenen Glanz der Basilika St.Emmeram zum Verstummen bringen. Was für ein Erlebnis! Und dass sich in diesen Nachmittagsstunden die Sonne im vorher verhangenen Regensburg für das Pfingstfest endgültig Bahn brach, hing sicher auch mit Théotime Langlois de Swarte und dem famosen Ensemble Les Ombres zusammen, das weniger seinem Namen getreu als Schatten auftrat, sondern vielmehr unendliche Schattierungen hervorbrachten. Superb. Superb muss auch Anno 1589 die Aufführung der Komödie La Pellegrina samt den sechs musikalischen Interludien in Florenz gewesen sein. Damals ehelichte Ferdinando I. de’ Medici die lothringische Prinzessin Christine. Schon im Laufe der Geschichte des 16. Jahrhunderts hatten sich Akzente deutlich verschoben: Die musikalischen Intermedien (Pausenmusiken) im Theater waren mehr und mehr in den Mittelpunkt des Interesses gerückt gegenüber dem Sprechtheater selbst – letztlich waren alle nur darauf erpicht, was sich Komponist, Musiker und Regisseur einfallen ließen. Motto: immer prunkvoller, ausführlicher und monumentaler – sowohl in Sachen Musik, aber auch in Sachen Bühnenbild und bezüglich anderer Spezialeffekte, wie zum Beispiel duftende Orangeblüten, die bei der Aufführung anlässlich dieser Florentiner Hochzeit 1589 laut eines zeitgenössischen Berichts verstreut wurden. Anders als in einer Oper, die wenige Jahre später entstand, sind die Intermedien in sich abgeschlossen und eröffnen jeweils eine Welt für sich, zum Beispiel war im zweiten Intermedium, komponiert von Luca Marenzio (1533/34 bis 1599), ein Wettgesang der Pieriden, jener neun liebreizenden Töchter eines mythischen Königs das Thema, zu dem diese ausgerechnet die Musen selbst aufgefordert hatten. Das konnte nicht gutgehen, und das Schiedsgericht der Nymphen senkte den Daumen und die neun Königstöchter wurden flugs in Elstern verwandelt. Pech gehabt … Apoll und Bacchus höchstselbst Gerne hätte man da das Bühnenbild von 1589 gesehen – auch im vierten Intermedium, komponiert von Giulio Caccini (um 1545 bis 1618), das ins Reich der Dämonen entführt. Und natürlich die Umstände respektive Spezialeffekte des sechsten und letzTage Alter Musik Regensburg 2024 62 Konzert mit den Ensembles La Chimera, I Fedeli, Ensemble Voz Latina und dem Vokalensemble NovoCanto am 19. Mai 2024 in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg Konzert mit dem Pianisten Tomasz Ritter und der Kölner Akademie (Leitung: Michael Alexander Willens) am 19. Mai 2024 in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg STIMMEN ZUM FESTIVAL TAGE ALTER MUSIK 2024 Das war so ein schönes Festival! Man kann nur immer wieder Danke dafür sagen, dass ihr so etwas Großartiges auf die Beine stellt. Besucherin
RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=