Tage Alter Musik Regensburg 2024 52 Denkt man an ein Oratorium aus der Feder des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel, dann kommt einem sofort das bis heute oft aufgeführte Werk „Messias“ – im englischen Original „Messiah“ – mit dem berühmten „Halleluja“ in den Sinn. An zweiter Stelle wird oft die Komposition „Saul“ genannt. Das im Jahre 1743 im Covent Garden Theatre in London uraufgeführte Werk „Samson“ gehört zu den weniger bekannten der insgesamt 26 (!) oratorischen Werke Händels. Dass „Samson“ heute hierzulande eher selten aufgeführt wird, mag einerseits am nicht ganz einfach zu verstehenden Libretto von Newburgh Hamilton liegen, das sich mit dem alttestamentlichen Religionsstreit zwischen Philistern und Israeliten beschäftigt, andererseits an der Aufführungsdauer von zweieinhalb bis drei Stunden. Diese Länge weisen allerdings auch häufiger aufgeführte Oratorien auf. ZumAbschluss der 39. Regensburger Tage Alter Musik brachten nun der Chor und das Orchester der polnischen „Capella Cracoviensis“ zusammen mit den Vokalsolisten Rebecca Bottone (Sopran), Joanna Sojka (Sopran), Xavier Sabata (Countertenor), Zbigniew Malak (Tenor), Robin Bailey (Tenor) und Lisandro Abadie (Bass) „Samson“ in der ausverkauften Dreieinigkeitskirche zur Aufführung. Die Leitung übernahm Jan Tomasz Adamus am Cembalo. Lässt man einmal ein paar kleine Unsauberkeiten der beiden Hörner im Allegro-Satz der instrumentalen Einleitung sowie ein manchmal etwas hartes Vibrato der Sopranistin Rebecca Bottone in der Rolle der Dalila außer Acht, dann kann man hier von einem großartigen Klangerlebnis sprechen. Die Würde des Werks wurde stets gewahrt Dafür sorgte Jan Tomasz Adamus mit seinem Einfühlungsvermögen in die emotionalen Tiefen und Nuancen der Partitur. Der Chor und das Orchester folgten demDirigenten in sämtliche Spannungsbögen, DynamikKontraste und dynamische Verästelungen. Dabei liefen die Ausführenden aber nie Gefahr, die Würde des geistlichen Werks durch zu starke emotionale Ausbrüche zu gefährden. Viel Gespür für den Affektgehalt des Textes zeigten vor allem auch die Sopranistin Joanna Sojka und der Tenor Robin Bailey, indem sie in ihren Arien die Gefühlstiefe leidenschaftlich durchlebten. Auch ihre Textartikulation, ihre saubere Intonation und die Klarheit ihrer Stimmen waren beeindruckend. Lob gebührt aber ebenso den anderen Solovokalisten sowie der Generalbassgruppe für ein filigranes Gespür beim Auslegen des Basso continuo in den SeccoRezitativen und Arien. Der Applaus wurde mit der Wiederholung des Schlusschores als Zugabe belohnt. Ein Oratorium zum Ausklang Regensburger Tage Alter Musik: Chor und Orchester der„Capella Cracoviensis“ mit Vokalsolisten Autor: Stefan Rimek // 23. Mai 2024 Die Gesangssolisten, v.l.n.r. Xavier Sabata, Rebecca Bottone, Lisandro Abadie und Leiter Jan Tomasz Adamus Die Gesangssolisten, v.l.n.r. Robin Bailey, Joanna Sojka, Zbigniew Malak
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