Cembalo-Zeit. Der junge polnische Pianist spielt und interpretiert Klassik neu für heutige Hörgewohnheiten: mit dramatisch heranrollenden Notenwogen, klar formulierten Trillern, dazu dann die heftigen Paukenwirbel der Kölner Akademie – das alles in einem Beethoven- nahen wunderbaren Wechsel zwischen hauchzartem Pianissimo, wuchtigemMartellato und der jugendlichen Frische im Duettieren zwischen Flügel und Flöte. Damit ist man geradezu verdorben für den weltweiten Standard-Klang von heute und fragt sich, wie müssen Ritter und ein altes Fortepiano erst bei Schubert und Chopin klingen? Im Neumarkter Reitstadel hat man schon die Hammerklavier-Spezialisten Brautigam, Bezuidenhout und Staier gehört. Jetzt sollten die „Konzertfreunde“ einen Termin für Tomasz Ritter und die Kölner Akademie reserviere: Mehr Nähe zu Beethoven scheint kaum möglich. Ganz andere Hör- und Gefühlsdimensionen einen Abend später bei den „Tagen“, wo es heißt: „Gaza steht noch, aber alle seine Söhne sind tot“, oder „Samson ist tot, er zerstörte und wurde zugleich zerstört“ – im Kampf zwischen Israeliten und Philistern: der Gegenwartsbezug ist erschreckend. Georg Friedrich Händel hat ein Oratorium über die alttestamentarische Geschichte des „Samson“ geschrieben, lang und auf der harten Kirchenbank zu lang, und es sind nochmals polnische Gäste in Regensburg: Chor und Orchester der Capella Cracoviensis unter Jan Tomasz Adamus und mit einem international besetzten Sängerensemble. „Samson“, das ist ein Stück aus der „Messias“-Zeit und im Londoner Covent Garden uraufgeführt – auch mit dramatischtheatralischen Elementen in der Auseinandersetzung zwischen Samson und der verführerischen Dalila. Drei Akte lang hört man pompösen Aufwand, die Arien der opera- seria-Zeit und die Empfindungen der Opernreform, ein alttestamentarisches Oratorium als Spiegel des Absolutismus. Heute kommen einem die Arien von kontemplativer Schlichtheit und mit dem „reizenden Geträller“ der Dalila eher unzeitgemäß vor und man blättert zwischendurch im Programm für 2025: Die „Tage Alter Musik“ feiern zu ihrem 40. Jubiläum einen „Klangrausch“. Tage Alter Musik Regensburg 2024 49 Chor und Orchester der Capella Cracoviensis (Leitung: Jan Tomasz Adamus) beim Abschlusskonzert mit Händels Oratorium „Samson“ in der Dreieinigkeitskirche Die Orgel in der Dreieinigkeitskirche wird nachgestimmt (Roman Emilius). STIMMEN ZUM FESTIVAL TAGE ALTER MUSIK 2024 What a treat for Quicksilver to make its European debut in Regensburg. Anna Lysack Managerin Quicksilver
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