dis Gloria war hier der einzige überzeugende Programmpunkt) sowie die beiden Nachtkonzerte in der nach Renovierung endlich wieder verfügbaren Dominikanerkirche: Das venezianisch geprägte Repertoire von der dalmatischen Küste – geistliche Werke aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts –, das vom Marian Consort und Illyria Consort solide präsentiert wurde, war eher unspektakulär. Jacob Obrechts Missa „La Scaramella“ wiederum, vom Binchois Consort hochklassig, aber mitunter zu oberstimmenbetont gesungen, erwies sich in seiner kontrapunktischen Ereignisdichte als nicht unbedingt ideal für die Überakustik. Aufhorchen ließen hier dafür die mikrotonalen Reibungen eines kurzen zeitgenössischen Stücks: „Planctus David“ von Fabrice Fitch. Das Fieri Consort, ein weiteres A-cappellaEnsemble aus Großbritannien, hatte unter anderem englische Fassungen von italienischen Madrigalen (Ferrabosco, de Rore, Palestrina u.a.) im Gepäck. Diese zündeten in den ausgefeilten, aber eher distanzierten Darbietungen nicht so recht. Besser klappte das bei WilliamByrd und bei Philippe de Montes eindrucksvollem „Super Flumina Babylonis“. Ganz großes Kino waren die Florentiner Intermedien zu „La Pellegrina“ von 1589. Auch wenn der mythologische Bühnenzauber in dieser konzertanten Aufführung fehlte, so gelang es den vier beteiligten Ensembles unter der Leitung von Eduardo Egüez doch, einiges von der Faszination zu vermitteln, die seinerzeit von diesem Spektakel ausgegangen sein muss. Mal lag der Schwerpunkt auf den Saiteninstrumenten des Ensemble La Chimera, mit der hervorragenden Geigerin Margherita Pupulin an der Spitze, mal bei den Bläsern von I Fedeli, bei denen Josué Meléndez unter anderem am Zink den Ton angab. Solistisch ließ Alicia Amo ihren Sopran unter anderem als personifizierte Harmonie und als Zauberin mit üppigsten Verzierungen erstrahlen. Als Einspringer überzeugte Valerio Contaldo mit tenoraler Jupiter-Power, elektrisierte aber vor allem als Arion in einer wunderbaren Nummer, in der zwei weitere Tenöre ihm als Echos mit Stereo-Effekt aus dem Off antworteten. Die Sänger von Voz Latina brillierten in wechselnden Besetzungsstärken und trugen als olympische Musen imWettstreit mit ihren Herausforderinnen, den Pieriden, nicht nur gemäß der Handlung dieses zweiten Intermediums den Sieg davon. Das Vokalensemble NovoCanto fiel dagegen etwas ab, war aber in den häufig am Ende eines Blocks zu großen Massenwirkungen gesteigerten Nummern ein Garant für exquisite Klangfülle. Erstaunliche Massenwirkungen und Klangfülle entwickelte auch die Capella Cracoviensis mit ihrem nur 16-köpfigen Chor in Händels „Samson“. Orchester und Solisten brauchten etwas Anlaufzeit, zogen das Publikum mit ihrer durchaus dramatische Züge annehmenden Lesart aber immer stärker in den Sog des groß angelegten Oratoriums. Die weiblichen Partien waren mit Rebecca Bottone (Dalila) und Joanna Sojka (Philisterin u.a.) etwas stärker besetzt als die männlichen. ZbigiewMalak (Samson), Xavier Sabata (Micah), Robin Bailey (Philister u.a.) und Lisandro Abadie (Manoa u.a.) steigerten sich jedoch wie die Aufführung insgesamt zu einer am Ende packenden Intensität. Das lag auch an Dirigent Jan Tomasz Adamus, der auf rasche Anschlüsse der Nummern und scharfe Instrumentalkonturen setzte. Den einzigen Ausflug jenseits des Barock unternahmen die Tage Alter Musik mit einem Beethoven-Programm der Kölner Akademie. Unter der Leitung von Michael Alexander Willens feuerte das mit 33 Musikern angereiste Orchester die Ouvertüre zu den „Geschöpfen des Prometheus“ gehörig an und war dann ein aufmerksamer Mitgestalter in den Klavierkonzerten drei und vier. Der noch nicht einmal dreißigjährige Pianist Tomasz Ritter erwies sich als reifer Solist mit erstaunlicher Artikulationsklarheit selbst im vertracktesten Passagenwerk. Der Möglichkeit, auch leisere Anschlagsnuancen wahrzunehmen, gerade in den langsamen Sätzen, setzte leider die Akustik der Dreieinigkeitskirche deutliche Grenzen. Seinen eigensinnigen Gestaltungswillen bewies Ritter dann noch in der wahrscheinlich verstörendsten Zugabe in der Geschichte des Festivals: Schuberts „Doppelgänger“ in der LisztTranskription. Alte Musik als bleicher Geselle? In Regensburg sicher nicht. Tage Alter Musik Regensburg 2024 47 Das Oboenensemble La Petite Écurie in der Schottenkirche Händels „Samson“ mit der Capella Cracoviensis beim Abschlusskonzert in der Dreieinigkeitskirche
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