Tage Alter Musik – Almanach 2024

sang sie mit weniger Vibrato, innig und wandelbar. Die beiden Violinen agierten leider auch hier abgezirkelt und wenig raffiniert, dafür das Continuo farbig und abwechslungsreich. Eine Triosonate Händels hatte die vielsätzigen Serenaden voneinander getrennt, wenig inspiriert und „normal“ gespielt von den Instrumentalisten. Pointiert, spritzig und farbig Hätte man an diesem Tag nur diese Triosonate gehört, man dächte, dass die Gattung zurecht untergegangen sei. Aber nachmittags widmete sich Le Concert aus Frankreich in einem Feuerwerk aus Esprit ausschließlich dieser Gattung, in der Besetzung sogar nochmals reduziert auf zwei Violinen, Violoncello und Cembalo. Unter dem Titel „Specchio Veneziano“ – Der Venezianische Spiegel – stellte man zwei geniale Komponisten gegenüber: Antonio Vivaldi und Giovanni Battista Reali. 1705 und 1709 publizierten beide als Opus 1 eine Sammlung von zwölf Triosonaten, deren letzte immer Variationen über La Folia waren. Die Triosonate war das Königsgenre der Barockzeit, von 1600 bis 1800 so beliebt wie heute das Streichquartett. Le Concert widmet sich ausschließlich dieser Gattung und präsentiert sie frech, vorwitzig, pointiert, schnell, spritzig und farbig. Reali kommt verspielter rüber, frecher und gewagter als Vivaldi. Zur Abwechslung ersetzte man auch mal den Schlusssatz durch Uccelinis Bergamasca oder ließ den Cembalisten mit Marcello/Bachs Andante brillieren. Théotime Langlois de Swarte und seine Kollegen zeigten mit ihrem immensen Können, dass Barockmusik noch lange nicht zum alten Eisen gehört, wenn es so frisch geschmiedet ist. Tage Alter Musik Regensburg 2024 39 Francesca Aspromonte & Arsenale Sonoro im Nachtkonzert im Reichssaal Le Consort in der Basilika Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle

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