Nummern ein Garant für exquisite Klangfülle. Souverän koordiniert wurde das einhellig bejubelte Kollektiv von Eduardo Egüez. Einen solchen musikalischen Zeremonienmeister hätten die Medicis wohl vom Fleck weg engagiert. Unspektakulärer verlief das erste Nachtkonzert, mit dem das Festival nach achtjähriger Renovierung endlich in die Dominikanerkirche zurückkehren konnte. Marian Consort und Illyria Consort hatten Musik mitgebracht, die eine Adria-Reise von Venedig nach Dalmatien heraufbeschwören sollte. Die aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammenden geistlichenWerke erfüllten den beeindruckenden Sakralraum mit venezianischen Klängen, von denen die Komponisten der dalmatischen Küste eindeutig geprägt waren. Ihr besonderes Timbre bekamen die chorischenWerke dadurch, dass eine Stimme oftmals von Jamie Savan am Zink „gesungen“ wurde. Das ergab eine reizvolle Mischung, die durch die Instrumentalbegleitung und die virtuosen Umspielungen von Bojan Čičić an der Violine noch verstärkt wurde. Schöne Kontraste hierzu bildeten ein unbegleitet gesungenes Ave Maria und ein kraftvolles Exsultate Deo, mit dem Bassist Christopher Webb das Kirchenschiff mühelos ausfüllte. Kam auch wegen der vergleichsweise hellen Ausleuchtung hier noch nicht jene unverwechselbare Nachtmusik-Stimmung auf, für die viele Besucher diese Konzerte so schätzen, so stellte sich diese am nächsten Abend beim Auftritt des Binchois Consorts in gedämpftem Licht schon eher ein. Im Mittelpunkt stand hier eine Messe des flämischen Renaissance-Meisters Jacob Obrecht. Sie basiert auf „La Scaramella“, einem seinerzeit populären Lied, dessen mehrstimmige Fassungen von Josquin Desprez und Loyset Compère das Männerensemble entsprechend kernig und robust zum Besten gab. Eindringlicher Klagegesang In den Verflechtungen der Messvertonung geht die weltliche Melodie dann vollständig auf, wobei sich das aus Fragmenten rekonstruierte Stück in seiner kontrapunktischen Ereignisdichte als nicht unbedingt ideal für die Überakustik erwies. Auch wurde der ansonsten erstklassige Ensemblegesang bisweilen allzu sehr von den Altisten Guy James und David Allsopp dominiert. Fabrice Fitch, einer der für die Rekonstruktion der Messe verantwortlichen Wissenschaftler, hatte im Gedenken an seinen verstorbenen Kollegen Philip Weller einen kurzen, aber eindringlichen Klagegesang („Planctus David“) komponiert. Zusammen mit der in ruhiger Gangart herrlich aufblühenden, wiederum vonWeller rekonstruierten Obrecht-Motette „Mater patris“ bildeten somit die mikrotonalen Reibungen eines zeitgenössischen Stücks den Höhepunkt dieses Konzerts. Ein durchaus gelungener Perspektivwechsel. Tage Alter Musik Regensburg 2024 33 „La Pellegrina“-Aufführung in der Dreieinigkeitskirche, Leitung: Eduardo Egüez Andrew Kirkman leitet The Binchois Consort in der Dominikanerkirche
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