Tage Alter Musik – Almanach 2024

Viel wurde in der Musikwissenschaft über die Intermedien zu „La Pellegrina“ geforscht und geschrieben. Auch in Regensburg fand am Freitag eine wissenschaftliche Tagung zu diesen Zwischenaktmusiken statt, die 1589 anlässlich der Hochzeit Ferdinandos I. de Medici und Christines von Lothringen in Florenz aufgeführt wurden. In der Dreieinigkeitskirche hat der Lautenist Eduardo Egüez eine große Besetzung mit drei Ensembles für die Darbietung der sechs Intermedien zusammengeführt, die vor mehr als 400 Jahren bei den prunkvollen Hochzeitsfeierlichkeiten die fünf Akte der Komödie „La Pellegrina“ von Girolamo Bargagli untergliederten. Ein Team namhafter Komponisten schuf diese Zwischenaktmusiken: Alessandro Striggio, Antonio Archilei, Emilio de’Cavalieri, Cristofano Malvezzi, Luca Marenzio, Giulio Caccini, Jacopo Peri und Giovanni de’Bardi (der Gründer der berühmten Florentiner Camerata). Gleich zwei Vokalensembles – Voz Latino und Novocanto –, das Bläserensemble I Fideli und das Ensemble La Chimera mit Violinen, Gamben, Percussion und einer großen Continuo-Gruppe ließen die kleingliedrigen 1- bis 30-stimmigen Werke erklingen. Das ganze Spektrum weltlicher Vokal- und Instrumentalmusik an der Schwelle von der Renaissance zum (Früh-)Barock wurde vor den Zuhörerinnen und Zuhörern ausgebreitet. Solisten des beeindruckenden Konzerts waren Alcia Amo (Sopran) und Valerio Contaldo (Tenor). Welch ein Kontrast im anschließenden Nachtkonzert! Langjährige Festivalbesucher kennen und schätzen das. Hunderte fanden sich erneut in der Dominikanerkirche ein, um der Missa Scaramella von Jacob Obrecht zu lauschen. Grundlage der Messe ist das Lied „Scaramella“, das in den beiden Fassungen von Josquin des Préz und Loyset Compère erklang. Obrechts Messe ist leider nur unvollständig in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau überliefert. Die fehlenden Stimmen wurden von Fabrice Fitch, PhilippWeller – der 2018 verstarb – und Paul Kolb rekonstruiert. Ergänzt von Motetten Antoine Brumels, Alexander Agricolas und Jacob Orbrechts wurde die Messe von dem sechsköpfigen Binchois Consort und seinem Leiter Andrew Kirkman aufgeführt. Die Stimmen der Sänger und die Dominikanerkirche mit ihrem großen Nachhall schienen bei dieser Musik zu einer idealen Einheit zusammenzuwachsen. Die polyphonen Klänge füllten den Raum auf „himmlische“ Weise gleichsam von oben herab. Mit „Planctus David“ von Fabrice Fitch (geb. 1967) gedachte das Binchois Consort demMusikwissenschaftler Philipp Weller. Ein weiteres Vokalensemble aus Großbritannien setzte am Pfingstsonntag das Festival fort. Im Reichssaal stellte sich das Fieri Consort bei seiner Deutschland-Premiere mit englischsprachigen Madrigalen aus der 1588 in London veröffentlichten „Musica Transalpina“ vor. Die acht Sängerinnen und Sänger wählten Kompositionen von Alfonso Ferrabosco d. Ä., Girolamo Conversi, Giovanni Pierluigi da Palestrina und William Byrd aus dieser Sammlung aus und stellten Tage Alter Musik Regensburg 2024 27 Tenorsolist Valerio Contaldo bei der Aufführung der Intermedien zu „La Pellegrina“ in der Dreieinigkeitskirche Théotime Langlois de Swarte und Les Ombres

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