Tage Alter Musik – Almanach 2024

thetischen Ideen, das hilft wirklich sehr. Und die Musiker: Wir kennen uns seit zehn Jahren oder mehr und es ist wirklich wie gute Freunde, die zusammen aufgewachsen sind. DeTlef KReNge: Sie singen in diesen klein besetzten Gruppen, aber auch mit großem Orchester, wie ist denn der Unterschied für Sie als Sängerin? fRANcescA AsPRoMoNTe: Ich denke, der Unterschied ist nur im Text. Wenn man mit einem kleinen Ensemble musiziert, dann kann man mehr Farben haben, man bekommt eine gute Aufmerksamkeit. Vom Volumen her ist es gleich – meine Stimme ist nicht klein, gottseidank. Und Arsenale Sonoro kann auch in kleiner Besetzung sehr laut und sehr stark und sehr präsent sein. DeTlef KReNge: Mir ist in Ihrer Biografie aufgefallen, dass Sie mal angefangen haben mit Tasteninstrumenten, also mit Cembalo und Klavier. Jetzt hört man bei Ihnen ein sehr schönes, eher warmes Timbre, großes Volumen, aber trotzdem auch eine sehr detailreiche Phrasierung. Hat das etwas miteinander zu tun, haben vielleicht die Tasteninstrumente die Art, wie Sie singen, beeinflusst? fRANcescA AsPRoMoNTe: Ich denke schon. Ja, also ich habe mit Klavier angefangen, als ich sehr klein war und habe dann Cembalo studiert, weil meine Hände so klein sind wie ich und natürlich könnte ich kein Klavier spielen. Und ich denke, dass, wenn man eine gute Idee von Harmonie hat, dann kann man ganz anders phrasieren. Wenn man ein Tasteninstrument spielt, dann ist Harmonielehre sehr wichtig. Und das hilft bei der Phrasierung, Verzierungen, dem Stil und so weiter. DeTlef KReNge: Sie haben dann aber den Gesang in den Mittelpunkt gerückt, dabei wiederum die Barockmusik. Und seit ein paar Jahren haben Sie auch eine Professur für die Interpretation des italienischen Barockrepertoires, und zwar am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Das ist eine sehr klare Spezialisierung. Italienisches Barockrepertoire heißt ja vor allem Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Was fasziniert Sie besonders an diesem Repertoire? fRANcescA AsPRoMoNTe: (lacht) Das ist die One-Million-Dollar-Frage. Es ist das, was ich in meiner Karriere ammeisten gemacht habe. Und ich kann’s unterrichten, weil ich das oft auf der Bühne gesungen habe. Natürlich können die Studenten auch mit einer Bach-Kantate kommen, das ist klar, sie können singen, was sie wollen. Aber wenn man italienisches Repertoire mit einer Italienerin erarbeitet, mit einer Muttersprachlerin, ist es natürlich viel besser für die Studenten. Da ich so viel Monteverdi und zum Beispiel auch Scarlatti und Händel gesungen habe, habe ich eine gute Erfahrung mit Phrasierung und Ornamentation. Was kann man bei Monteverdi machen, aber bei Händel nicht. Ich habe zum Beispiel keine französische Musik gesungen, weil man quasi einen französischen Pass haben muss, sonst darf man in Frankreich kein französisches Barockrepertoire singen. Musik: Händel/ Francesca Aspromonte, Arsenale Sonoro DeTlef KReNge: Die Sopranistin Francesca Aspromonte mit einer Arie von ihrer aktuellen CD, Georg Friedrich Händel „S’un dì m’appaga, la mia crudele“. Begleitet wurde sie von Arsenale Sonoro, und in dieser Besetzung gab es in der Nacht zu heute ein Spätkonzert zu hören, passend mit Serenaden, also Nachtmusiken, von Alessandro Scarlatti. Ein Konzert, auf das viele sehr gespannt waren bei den Tagen Alter Musik, war die Aufführung der sogenannten Intermedien zu La Pellegrina. La Pellegrina ist eine Komödie von Girolamo Bargagli, die zur Hochzeit des Großherzogs der Toskana, Ferdinando I. de‘ Medici, mit Christine von Lothringen aufgeführt wurde, 1589 war das in Florenz. Vor, zwischen und nach den fünf Akten der Komödie wurde Musik gespielt. Musik, die von verschiedenen Komponisten geschrieben worden ist. Vier verschiedene Ensembles haben sich unter der Leitung von Eduardo Egüez zusammengetan, um die Musik hier in Regensburg aufzuführen. Und im Vorfeld gab es auch ein Symposium zu diesen Intermedien in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft von der Uni Regensburg unter der Leitung von Professorin Katelijne Schiltz. Ilona, Du warst dort, welche Themenbereiche wurden denn angesprochen? IloNA HANNINg: Es ging natürlich um die Musik an sich, aber auch um die antiken Mythen, von denen in den Intermedien erzählt wird, und um die Poetikdiskussion im 16. Jahrhundert und wie dieses Fest, diese Hochzeit damals gestaltet wurde. Tage Alter Musik Regensburg 2024 20 Francesca Aspromonte (Sopran) und das Ensemble Arsenale Sonoro beim Nachtkonzert im Reichssaal

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