semble, sondern wirklich als Konzert- und Unterhaltungs-Ensemble mit eigenem Repertoire. Und das ist ganz entscheidend für uns. Da gibt es eine wichtige Figur, das ist Jacques Paisible oder James Paisible, ein französischer Komponist, der mit anderen, die sich in Paris nicht mehr entfalten konnten wegen Lully, weil der sich dort so breitgemacht hat – der ist nach England gegangen und hat dort eine große Karriere als Blockflötist und Oboist gemacht. Und vermutlich ist die Handschrift, sind diese Stimmbücher von ihm. IloNA HANNINg: Einige Suiten von James Paisible sind erhalten und eine davon hören wir jetzt mit dem Ensemble La Petite Écurie. Musik: James Paisible/ La Petite Écurie DeTlef KReNge: Eine Suite in C-Dur von John Paisible, gespielt vom La Petite Écurie. Das Ensemble war bei den Tagen Alter Musik unter anderem auch vertreten mit einem Gesprächskonzert zum Thema der Hautboisten-Bande am Hof Ludwigs XIV. Besondere Highlights bei den Tagen Alter Musik sind die Nachtkonzerte, die jeden Abend um viertel vor elf beginnen, also die stimmungsvolle Stunde vor Mitternacht. Am Samstagabend widmete das britische Binchois-Consort sein Programm einer Messe von Jacob Obrecht, der sogenannten Scaramella-Messe. Und die würde nach Farice Fitch, einem Komponisten und Experten für Renaissance-Musik, zu den besten Werken von Obrecht gehören – wohl gemerkt „würde“, denn die Messe ist nur unvollständig überliefert. Lediglich zwei Stimmen sind erhalten, Alt und Bass. Fabrice Fitch hat das Wagnis unternommen, die beiden fehlenden Stimmen zu rekonstruieren, also die Oberstimme und den Tenor. Eine fast unlösbare Aufgabe, sollte man meinen, aber nicht, wenn man sich so gut auskennt und eben auch selber Komponist ist, wie Farbrice Fitch. Der Messe liegt eine damals sehr bekannte Melodie zugrunde, das Lied „Scaramella“. Und anhand dieses Liedes, einer fundierten Kenntnis der Musik von Obrecht und ihres gesamten Kontexts, und natürlich den Anhaltspunkten aus den beiden bekannten Stimmen war das Unterfangen machbar. Farice Fitch meint sogar, dass gerade die Komplexität der Komposition ihren Aufbau recht „leicht zu lesen“ macht. Nichtsdetotrotz ist jede Rekonstuktion natürlich nur eine Annäherung, wir haben jetzt einen Eindruck für sie, das Agnus Dei aus der rekonstruierten ScaramellaMesse von Jacob Obrecht, gesungen vom formidablen Binchois-Consort. Konzertort war die nach langjährigen Renovierungsarbeiten wieder zugängliche, stilechte Dominikanerkirche St. Blasius. Musik: Jacob Obrecht/ The Binchois Consort IloNA HANNINg: Das Binchois Consort live bei den Tagen Alter Musik Regensburg, die hier gerade stattfinden. Das war das Agnus Dei aus der Missa Scaramella von Jakob Obrecht. Eine Sängerin der Sonderklasse bereits in jungen Jahren: die Sopranistin Francesca Aspromonte. Sie verbindet großes Stimmvolumen und ein angenehm-warmes Timbre mit Detailschärfe und klarer Phrasierung, das alles mit großer Natürlichkeit, starkem Textbezug und souveräner Technik. Detlef Krenge hat die sympathische Italienerin am Sonntag-Nachmittag bei den Proben zum anstehenden Nachtkonzert getroffen. Interview Detlef Krenge mit Francesca Aspromonte DeTlef KReNge: Francesca Aspromonte herzlich willkommen in Regensburg! Sie sind in der Welt schon weit herumgekommen, aber bei den Tagen Alter Musik waren Sie noch nicht. Wie gefällt es Ihnen hier? fRANcescA AsPRoMoNTe: Gut, es gefällt mir sehr gut. Also das Regensburger Festival ist sehr gut bekannt in unserer historisch informierten Alte Musik-Szene, aber wir waren noch nicht da, und wir sind alle sehr aufgeregt wegen heute Abend. DeTlef KReNge: Sie werden hier ein Nachtkonzert geben, spätabends, und zwar auch mit Nachtmusik, Sie singen zwei Serenaden von Alessandro Scarlatti. Das wird bestimmt sehr stimmungsvoll. fRANcescA AsPRoMoNTe: Wenn wir unser Programm richtig gedacht haben, können wir das nachts spielen. Die Serenaden sind für zwei Geigen, Basso continuo und Sopran und die Atmosphäre ist sehr „nächtlich“. DeTlef KReNge: Ich glaube, da passt das Ensemble auch ganz gut dazu. Sie spielen mit Arsenale Sonoro von Boris Begelmann und das ist, wie Sie sagen, sehr klein besetzt, sehr kammermusikalisch könnte man sagen, sehr intim. fRANcescA AsPRoMoNTe: Heute sind wir so klein besetzt, also normalerweise kann Arsenale Sonoro sehr klein und auch sehr groß werden, es kommt darauf an, was wir spielen. Und mit solcher Musik können die Geigen wirklich einen großen Klangrange haben und unser Basso continuo ist unglaublich, sie können so weich und auch so stark spielen. Die Cembalistin Federica Bianca hat so eine große Fantasie, sie spielt Continuo, ganz verschiedene Sachen kann sie machen und immer deutlich, dass es ganz genau passt zu dem, was ich im Moment mache. DeTlef KReNge: Mit dem selben Ensemble und fast der gleichen Besetzung, eben nur etwas mehr Violinen, ist auch die aktuelle CD, aufgenommen mit Händel-Kantaten. Ich habe das Gefühl, dass Sie als Musikerin sehr gut mit diesem Ensemble und dem Ensembleklang harmonieren. fRANcescA AsPRoMoNTe: Natürlich muss ich auch sagen, dass der Dirigent dieses Ensembles mein Mann ist (Boris Begelmann). Und natürlich fühlen wir uns sehr wohl zusammen, also wir können gut zusammen musizieren und wir haben auch die gleichen äsTage Alter Musik Regensburg 2024 19 Mitglieder des Fieri Consort bei der Konzertmatinee im Reichssaal
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