Tage Alter Musik – Almanach 2024

Tage Alter Musik Regensburg 2024 18 IloNA HANNINg: La Petite Écurie heißen Sie und ich hab mich so darauf gefreut, sie live zu erleben, weil sie Reptertoire der Oboenbande aus dem 17. und 18. Jahrhundert spielen. Eine Oboenbande ist ein Ensemble, das aus mehreren Oboen und Fagotten besteht und sie hat einen ganz tollen Sound, wenn man auf historischen Nachbauten spielt. Die Oboe ist ja ein Instrument, das aus Frankreich kommt und dort am französischen Hof des Sonnenkönigs, also amHof von Ludwig XIV., gab es natürlich Oboisten und eine Oboenbande. Philipp Lamprecht, der beim Ensemble La Petite Écurie Schlagwerk spielt, kennt sich aus in der Geschichte der Oboenbande in Frankreich. Philipp Lamprecht von La Petite Écurie Also die Oboisten waren erstmal an der Grande Écurie sozusagen installiert. Die Grande Écurie würde man auf Deutsch als Marstall übersetzen, also ein Gebäude, das es bei großen Schlössern gibt. Auch im deutschsprachigen Raum gab es das, wo sowohl die Pferde als auch die Werkstätten der Musiker waren. Und dort angesiedelt waren eben vor allen Dingen die Blasinstrumente, und da finden wir auch die Oboen, Oboenspieler, Schalmei-Spieler. In dieser Übergangszeit können wir die auch noch ein bisschen gemeinsam betrachten. Und die haben dann in verschiedenen Ensembles zusammengewirkt, die Douze Grands Hautbois, das war zum Beispiel ein Ensemble, ein wichtiges. IloNA HANNINg: Und diese Douze Grands Hautbois, das waren 12 Oboisten und 12 Fagottisten. Sie haben manchmal bei Privatkonzerten für den Sonnenkönig gespielt oder sie waren als Verstärkung des Orchesters mit dabei, wenn Lully in Versailles eine Oper aufführte. Und dann gab es noch einen weniger angenehmen Arbeitsplatz für Oboenbande, erzählt Philipp Lamprecht. Philipp Lamprecht von La Petite Écurie Also die Oboistenbande kann man sich auch so vorstellen, sie war erst mal in der Militärmusik angesiedelt, bei der Schweizer Garde. Von der gehen wir quasi aus, also wir reden jetzt vom siebzehnten Jahrhundert, Mitte des siebzehnten. Jahrhunderts. Sie hat nicht nur den Papst bewacht, sondern eben auch die französischen Könige. Das waren einfach sehr spezialisierte Einheiten, und die Musiker waren hauptsächlich Trommler und eben Pfeifer, also die Schwegel-Instrumente, die man auch noch kennt. Und weil das mit so kleinen Pfeifchen wahrscheinlich nicht festlich genug war, hat man dieses neu erfundene Instrument, die Oboe, sozusagen dafür benutzt, hat aus einstimmigen und zweistimmigen Melodien einen schönen vierstimmigen Satz gemacht. Dann war es plötzlich auch wieder für Komponisten interessant, wie eben Philidor oder Jean-Baptiste Lully, von dem es auch Märsche und verschiedene Airs gibt. Die Besetzung einer Oboenbande sind Barockoboen und Barockfagotte. Bei Lully noch fünfstimmig, später dann vierstimmig und bei der Oboenbande in Frankreich gibt es noch eine besondere Oboe, die da zum Einsatz kommt: die Taille, erklärt Marc Bonastre: Marc Bonastre Riu von La Petite Écurie Taille ist mein Instrument, sie ist sozusagen der Opa vom Englischhorn. Sie ist eine Quinte tiefer gebaut und spielt die dritte Stimme in dieser vier- oder fünfstimmigen Musik. IloNA HANNINg: Oboenbanden gibt es damals im 17. Jahrhundert nicht nur in Frankreich, sondern die Oboe und damit auch die Oboenbande hat sich in ganz Europa verbreitet, also England, Italien, Deutschland, Niederlande. Warum? Weil der französische Hof in Versailles für viele Adelige in Europa Vorbild war. Die Art, wie der Sonnenkönig seinen Machtanspruch darstellte, eben auch mit Hilfe der Künste, wird an europäischen Höfen kopiert. Und es ist auch so, dass sich der Oboenklang einfach besser mischte mit Streichern als der Schalmeienklang, so dass man lieber das neue Instrument, die Oboe, eingesetzt hat. Johann Christian Schieferdecker gibt 1713 eine Sammlung mit Musik für Streichorchester mit Blasinstrumenten heraus, 13 Musicalische Concerte heißt die Sammlung, und imVorwort schreibt er, dass die Musik auch komplett mit 3 Oboen und einem Fagott vergnüglich zu gebrauchen sei. Offenbar hat Schieferdecker sehr gute Oboisten gekannt. Die meisten Oboisten haben im 17. und 18. Jahrhundert in Oboenbanden gespielt, aber von der sozialen Stellung her waren diese Oboisten allerdings niedriger gestellt als ein Oboist, der Hofmusicus im Hoforchester war. In England hat das Ensemble La Petite Écurie per Zufall OriginalLiteratur für Oboenbande gefunden, erzählt Philipp Lamprecht: Philipp Lamprecht von La Petite Écurie In der British Library haben wir die Stimmbücher noch mal genauer angeguckt. Die waren unter Flute, Flute Music einsortiert und bei genauerer Betrachtung konnte man dann aber feststellen, dass es für eine Oboenbande geschrieben war, und tatsächlich nicht für irgendeine Oboenbande, sondern für die Oboenbande von Queen Anne Stewart. Also, wir sind jetzt gegen Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, um das Jahr 1700 herum, und dieses Ensemble scheint sehr wichtig gewesen zu sein, vor allen Dingen eben auch für festliche Anlässe, aber nicht mehr nur als Militär-EnDer Perkussionist Philipp Lamprecht in der Schottenkirche Marc Bonastre Riu ( Taille) von der Oboenbande La Petite Écurie in der Schottenkirche

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