17. BIS 20. MAI 2024 MUSIK VOM MITTELALTER BIS ZUR KLASSIK KONZERTE AN HISTORISCHEN STÄTTEN ALMANACH 2024 Preis: 8,00 €
40 Jahre alte Musik neue horizonte 2025 großes JubiläumsProgramm newsletter anfordern unter: www.tagealtermusik-regensburg.de Programmveröffentlichung: Montag, 11. november 2024 · änderungen vorbehalten! tage alter Musik regensburg 6. bis 9. Juni 2025 Musik vom Mittelalter bis zur klassik – konzerte an historischen stätten Xenia LöffLer, aLfredo Bernardini, MichaeL Boschoboe Batzdorfer hofkapeLLe (deutschLand) Musik aus der fürst thurn & taxis hofbibliothek regensburg soLoMon’s knot (GrossBritannien) ode an die trauer – J.s. bach: köthener trauermusik bwV 244a & trauerode bwV 198 La néréide (frankreich) Il Concerto segreto – luzzascho luzzaschi: Madrigali a uno e doi, e tre soprani reGensBurGer doMspatzen & La cetra BaseL (schweiz) 1050 Jahre regensburger Dom - spatzen – 500. geburtstag g.P. da Palestrina enseMBLe zefiro (itaLien) follia - wahnsinn und Verrücktheit in der Musik – fux – Vivaldi – telemann – geminiani – Zelenka dorothee MieLds & hana BLažíkovásopran & hathor consort (BeLGien) barbara strozzi (1619 - 1677) – ein musikalisches Porträt in fünf akten newton Baroque (usa) h.I.f.biber: harmonia artificiosaariosa – Partia I – III – V – VI cappeLLa pratensis (niederLande) & soLLazzo enseMBLe (frankreich) the feast of the swan – schwanenfest der Mariengilde s’-hertogenbosch Musica GLoria (BeLGien) Musik am hof in Zerbst – Johann friedrich fasch & Zeit - genossen cantoría (spanien) ensaladas – Mateo flecha el Viejo – Vokalmusik der spanischen renaissance the BeGGar’s enseMBLe (frankreich) elite de bons mots – Meister des französischen barock: rameau – royer – boismortier – leclair ars antiqua austria (österreich) splendor austriae – h.I.f. biber: Vesper für 10 solostimmen und 22 Instrumentalisten – b.a. aufschnaiter: Missa „sic Placuit“, 12-stimmig the tuneLanders (tuneLand/ schweiz) englische, schottische und irische Volksmelodien in barocken Variationen Le concert spiritueL (frankreich) florenz im klangrausch – alessando striggio: Missa „ecco si beato giorno“ für 40 solostimmen & 14 Instrumente the teneBrae choir (GrossBritannien) Palestrina 500 – a capella into the winds (frankreich) le Parfaict Danser – tanzmusik 1300 – 1500 Große internationale Verkaufsausstellung von nachbauten historischer Musikinstrumente, von noten, büchern und CDs.
Vorwort / Inhalt 3 Inhalt Bayerische Staatszeitung 8 BR-KLASSIK „Jazz und mehr“ 10 BR-KLASSIK „Tafel-Confect“ 14 Gelsenkirchen Barock: Neues aus der Alten Musik 26 Mittelbayerische Zeitung 32 NMZ – Neue Musikzeitung 46 Neumarkter Nachrichten 48 Regensburger Zeitung 50 Süddeutsche Zeitung 56 Zeitzeichen 60 Vorwort Die 39. Tage Alter Musik Regensburg fanden traditionell wieder am verlängerten Pfingstwochenende vom 17. bis 20. Mai 2024 statt: 16 Konzerte, die große Instrumentenausstellung, die internationale Tagung über La Pellegrina – Die Florentiner Intermedien (1589) und die Konzerteinführungen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg, zwei Gesprächskonzerte mit dem Hautboisten-Ensemble La Petite Écurie und dem Flötenbauer Guido M. Klemisch und schließlich am 21. Mai der Kurstag mit Marco Beasley in Zusammenarbeit mit der Kirchenmusikhochschule. Alle Konzerte waren sehr gut besucht. Dafür möchten wir unserem treuen Publikum recht herzlich danken. Die vorliegende Broschüre fasst die in den Medien erschienenen Berichte und Rezensionen über die Tage Alter Musik 2024 zusammen. Die zahlreichen Fotos von Michael Vogl geben die charakteristische und unverwechselbare Festivalatmosphäre wieder. Die 40. Tage Alter Musik Regensburg finden am Pfingstwochenende in der Zeit vom 6. bis 9. Juni 2025 statt. Attraktives Jubiläumsprogramm! 40 Jahre Alte Musik – Neue Horizonte 2025 Ihr Team der Tage Alter Musik (Ludwig Hartmann, Stephan Schmid, Paul Holzgartner)
Zeittafel 4 FREITAG, 17. MAI 2024 10.00 bis 19.00 Uhr, Historischer Salzstadel Infozentrum, kartenverkauf, CD-Markt Konzert 1: 20.00 Uhr, Dreieinigkeitskirche regensburger Domspatzen & Musica florea Prag (tschechien) Konzert 2: 22.45 Uhr, Dominikanerkirche the Marian Consort & the Illyria Consort (großbritannien) SAMSTAG, 18. MAI 2024 10.00 bis 19.00 Uhr, Historischer Salzstadel Infozentrum, kartenverkauf, CD-Markt 13.00 bis 19.00 Uhr ausstellung Konzert 3: 11.00 Uhr, Dreieinigkeitskirche les Muffatti – bart Jacobs (belgien) Konzert 4: 14.00 Uhr, Schottenkirche St. Jakob la Petite Écurie (niederlande) Konzert 5: 16.00 Uhr, Basilika St. Emmeram les ombres – théotime langlois De swarte (frankreich) Gesprächskonzert I: 16.30 Uhr Innenhof, Thon-Dittmer-Palais la Petite Écurie (niederlande) Konzert 6: 20.00 Uhr, Dreieinigkeitskirche ensemble la Chimera (Italien) – I fedeli (schweiz) – ensemble Voz latina (Italien) – Vokalensemble novocanto (Österreich) Konzert 7: 22.45 Uhr, Dominikanerkirche the binchois Consort (großbritannien) SONNTAG, 19. MAI 2024 10.00 bis 19.00 Uhr, Historischer Salzstadel Infozentrum, kartenverkauf, CD-Markt, ausstellung Konzert 8: 11.00 Uhr, Reichssaal fieri Consort (großbritannien) Konzert 9: 14.00 Uhr, Minoritenkirche ensemble apotropaïk (frankreich) Konzert 10: 16.00 Uhr, Basilika U. L. Frau zur Alten Kapelle, Alter Kornmarkt le Consort (frankreich) Gesprächskonzert II: 16.30 Uhr, Dollingersaal guido M. klemisch Konzert 11: 20.00 Uhr, Dreieinigkeitskirche kölner akademie (Deutschland) – tomasz ritter (Polen) Konzert 12: 22.45 Uhr, Reichssaal arsenale sonoro – francesca aspromonte (Italien) MONTAG, 20. MAI 2024 10.00 bis 16.00 Uhr, Historischer Salzstadel Infozentrum, kartenverkauf, CD-Markt, ausstellung Konzert 13: 11.00 Uhr, Reichssaal, Rathausplatz 1 Quicksilver (usa) Konzert 14: 14.00 Uhr, St. Ulrich Perrine Devillers (frankreich) & ariel abramovich (argentinien / spanien) Konzert 15: 16.00 Uhr, Reichssaal, Rathausplatz 1 Constantinople (kanada) – Marco beasley (Italien) Konzert 16: 18.30 Uhr, Dreieinigkeitskirche Chor & orchester der Capella Cracoviensis (Polen) ZeIttafel tage alter MusIk regensburg 2024
Tage Alter Musik Regensburg 2024 5 Empfang der Stadt Regensburg im Haus der Musik Ludwig Hartmann, Tage Alter Musik Regensburg Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg Eröffnung der Tage Alter Musik 2024 im Konzertsaal im Haus der Musik
Tage Alter Musik Regensburg 2024 7 Blick vom Podium ins Publikum Im Gespräch: v.l.n.r. : Paul Holzgartner (TAM), Stephan Schmid (TAM) und Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer Wolfgang Dersch, Kulturreferent der Stadt Regensburg The Illyria Consort (Bojan Čičić, Violine; Toby Carr, Theorbe) The Illyria Consort (v.l.n.r.: Bojan Čičić, Violine; Toby Carr, Theorbe; Jamie Savan, Zink)
Tage Alter Musik Regensburg 2024 8 24. Mai 2024 // Autor: Uwe Mitsching Im Bann goldener Saiten Zwei Höhepunkte der Tage Alter Musik in Regensburg Es soll Gäste geben, die nehmen im Zweistundentakt alle Konzerte dieser Regensburger Tage Alter Musik mit, zu denen in kostbaren alten Kirchen auch viele Leute aus England kommen. Vielleicht haben sie sich dieses Mal für die Konzerte aus Polen entschieden, für Chor sowie Orchester Capella Cracoviensis und den englischen George Frideric Handel alias Georg Friedrich Händel am Festivalschluss: Drei Akte, über drei Stunden lang, hörte man in einer gediegenen Wiedergabe unter Jan Tomasz Adamus und mit internationaler Gesangsbesetzung das Oratorium Samson (1741) zwischen den Resten der alten Opera seria und der neuen Opernreform. Sogar ein paar szenische Elemente waren zu erleben, wenn der haarlose und geblendete Samson den Verführungen von Dalila widersteht. „Gaza steht noch, aber – all seine Söhne sind tot“, „Samson ist tot, er zerstörte und wurde zugleich zerstört“: Da gibt es genug Gegenwartsbezug bei Händel inmitten dieser bürgerlich-bibelfesten Andachtshaltung und der wirklichkeitsfernen Hoffnung, dass die „himmlischen Chöre gemeinsam erklingen sollen“. Wie zu Beethovens Zeiten Von „goldenen Saiten“ wie im Oratorium Samson war die Rede auch amAbend zuvor – allerdings von jenen eines Conrad-GrafHammerflügel-Nachbaus aus der Werkstatt von PaulMcNulty, eines Fortepianos für Tomasz Ritter spielt gerne auf alten Pianos und erreicht damit eine beeindruckende Nähe wohl zum Originalklang der Werke.
Beethoven und den 28-jährigen polnischen Spezialisten Tomasz Ritter: Davon konnte man nicht genug bekommen trotz des üppigen Programms von zwei Beethoven-Klavierkonzerten (Nr. 3 und 4) und der Prometheus-Ouvertüre. Überaus positiv präsentierte sich schon hier die Kölner Akademie als ausgewiesenes Ensemble mit historischer Aufführungspraxis unter Michael Alexander Willens. Aber dann brach Ritter alle nur möglichen Grenzen für ein Beethoven-auf-dem-Hammerklavier-Erlebnis: mit überaus deutlicher Artikulation, perfekt heranrollenden Läufen, mit einer Vielzahl an Stimmungen und ohne jeden Verlust an Virtuosität gegenüber einem Konzertflügel von heute. Vielmehr war ein Gewinn an ausdrucksvoller Intimität geboten – ein ergreifendes Hörerlebnis. Tomasz Ritter legt einem alles zu Füßen: klar kalkulierte Wogen von Noten, klar formulierte Triller, wunderbare Wechsel zwischen hauchzartem Pianissimo und wuchtigemMartellato samt einer jugendlichen Frische im Duett zwischen seinem Graf-Flügel und der Querflöte. Kein Wunder, dass Ritter den ersten „Chopin-Wettbewerb auf historischen Klavieren“ gewonnen hat. Neuerdings spielt er historisch richtig Chopin auf einem Pleyel-Flügel und nähert sich damit immer mehr dem historischen Vorbild. Ganz nah an Beethoven war Ritter in Regensburg auf jeden Fall. Tage Alter Musik Regensburg 2024 9 STIMMEN ZUM FESTIVAL TAGE ALTER MUSIK 2024 Das ist ein herausragendes Festival für Jahrhunderte alte Musik, die von aktuellen Interpreten dort in einer packenden Frische ins Heute geholt wird. Nächstes Jahr werden die Tage Alter Musik vierzig Jahre alt – und zwar an Pfingsten, vom 6. bis zum 9. Juni. Dieses Festival, das an verschiedenen historischen Orten stattfindet, ist für mich seit langem ein besonders erlebenswertes Musik-Ereignis. Roland Spiegel Redakteur Bayerischer Rundfunk Aufgang zum Reichssaal Les Ombres bei der Probe in der Basilika St. Emmeram, Hanna Salzenstein, Violoncello und Adriaan Lauwers, Theorbe
Herzlich willkommen zu dieser Sendung – diesmal mit dem Motto „Die Inspirierenden“. Es geht dabei umMusik zweier herausragender Festivals, deren Programme ich ungemein inspirierend finde. Es sind beides Festivals, die in Regensburg stattfinden. Zum einen das oft genre-übergreifende Jazzfestival „Sparks & Visions“ und zum anderen die „Tage Alter Musik“. Und Sie werden staunen, wie gut mehrere hundert Jahre alte Musik und aktueller Jazz zusammenpassen. Ein sehr inspirierendes Festival – ebenso wie eines, das ebenfalls in Regensburg stattfindet und seit langem existiert: die Tage Alter Musik. Das ist ein herausragendes Festival für Jahrhunderte alte Musik, die von aktuellen Interpreten dort in einer packenden Frische ins Heute geholt wird. Nächstes Jahr werden die Tage Alter Musik vierzig Jahre alt – und zwar an Pfingsten, vom 6. bis zum 9. Juni. Dieses Festival, das an verschiedenen historischen Orten stattfindet, ist für mich seit langem ein besonders erlebenswertes Musik-Ereignis. Vermutlich sollte man sich für die Jubiläums-Ausgabe bald Karten sichern. Dieses Jahr gab es einen Musiker, von dem mir verschiedene Besucher und auch Kolleginnen und Kollegen besonders begeistert berichteten. Ich selber hatte ausgerechnet seine Konzerte verpasst, weil ich mich diesmal auf einen einzigen Festivaltag beschränken musste. Es war der französische Geiger Théotime Langlois de Swarte, ein 1995 geborener Musiker, der unter anderem Stücke von Antonio Vivaldi mit leuchtender Lebendigkeit spielt. Hören Sie hier vom vielgerühmten Vivaldi-Album des Quartetts Le Consort, in dem Théotime Langlois de Swarte Mitglied ist, den ersten Satz des Violinkonzerts in d-Moll mit der Werkverzeichnis-Nummer 237. Musik: Le Consort: Allegro Violinkonzert RV 237 (A. Vivaldi) Zwei Festivals nehme ich heute in denMittelpunkt, beide in derselben Stadt in Bayern - und beide sind Festivals der Art, die ich als neugieriger Musikhörer, der immer auf der Suche nach Klängen ist, die er noch nicht Tage Alter Musik Regensburg 2024 10 Die Inspirierenden Thema: Jazz und mehr Ausschnitte aus der Sendung „Jazz und mehr“ 21. September 2024 // Autor: Roland Spiegel Théotime Langlois de Swarte und Sophie de Bardonnèche von Le Consort in der Basilika Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle
kennt, auf keinen Fall verpassen will. Manchmal geht es dabei auch um die Zusammenstellung von Klängen, um die Weltoffenheit von Kombinationen. Dafür steht „Sparks & Visions“ seit dem Beginn dieses Festivals. Und auch die Tage Alter Musik sind ein Festival der vielfältigen Perspektiven. Ein Konzert, das dieses Jahr im historischen Reichssaal stattfand, brachte schon in sich selbst ganz unterschiedliche Klangwelten zusammen. Es war das Konzert des Sängers Marco Beasley mit einem Ensemble namens „Constantinople“. Ihr Programm hieß „Il Ponte di Leonardo“. Es ging darauf zurück, dass der Künstler und Universalgelehrte Leonardo da Vinci einst die Idee hatte, eine Brücke über das sogenannte Goldene Horn, den 7 Kilometer breitenMeeresarm amBosporus, zu bauen. Eine Brücke, die in der damaligen Welt den Westen und den Osten verbunden hätte. Diese Brücke baut das Ensemble „Constantinople“ musikalisch. „Orient trifft Okzident“, hieß das in Regensburg aufgeführte Programm im Untertitel. In dem Ensemble sind Instrumente wie die arabische Kastenzither Kanun, traditionelle Flöten wie etwa die orientalische Nay-Flöte, PercussionInstrumente und die persische Langhalslaute Setar zu hören. Der Leiter des Ensembles ist der iranische Musiker Kiya Tabassian, und singen hören Sie hier den Italiener Marco Beasley. Das Stück ist eine anonyme Komposition des 15. Jahrhunderts, „Sera ne lo cor mio“; das Lied handelt von Herzschmerz, weil eine geliebte Person sich abgewandt hat. Musik: Constantinople: Sera ne lo cor mio (Anonym) Aus Album “Il Ponte di Leonardo“, note1 music GCD 924503 Le Consort: Adagio / Allegro Violinkonzert RV 237 (A. Vivaldi) Hier hörten Sie den zweiten und den dritten, also letzten Satz von Antonio Vivaldis Violinkonzert in d-Moll mit der Werkverzeichnis-Nummer 237. Adagio und Allegro. Gespielt vom Ensemble Le Consort mit dem herausragenden jungen Geiger Théotime Langlois de Swarte. Dieser Musiker war dieses Jahr bei den Tagen Alter Musik zu erleben und viel Gesprächsstoff bei Festivalbesuchern. Théotime Langlois de Swarte ist ein Franzose, geboren 1995, und er spielt Vivaldi Tage Alter Musik Regensburg 2024 11 Justin Taylor und Hanna Salzenstein von Le Consort in der Basilika Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle Marco Beasley im Reichssaal
Tage Alter Musik Regensburg 2024 12 mit einer großen Lebendigkeit. „Concerti per una vita“, heißt das Album, auf dem dieses und andere Stücke in diesen mitreißenden Einspielungen enthalten sind. Konzerte für ein Leben. Constantinople: Kuh-Pareh (Agha Mo’men) Aus Album “Il Ponte di Leonardo“, note1 music GCD 924503 Ein Instrumentalstück aus dem 16. Jahrhundert – aus einer Sammlung mit Musik aus dem osmanischen Reich. Hier gespielt von dem Ensemble Constantinople, das dieses Jahr zusammen mit Sänger Marco Beasley bei den Tagen Alter Musik in Regensburg zur hören war. Von diesem Sänger und Ensemble, das in seinem Programm „Il Ponte di Leonardo“, also „Leonardos Brücke“, historische Musik aus dem Westen und dem Osten zusammenbringt, hören Sie jetzt noch ein Stück. Es stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, von unbekannten Autoren, und heißt „Staralla ben cussì“. Wird es denn gut? Oh, sag mir, mein Herz. Wird es denn gut? Marco Beasley und das Ensemble Constaninople. Marco Beasley: Staralla ben cussì (Anonym) Aus Album “Il Ponte di Leonardo“, note1 music GCD 924503 Der Sänger Marco Beasley und das Ensemble Constantinople mit einem weiteren Stück aus dem Album „Il Ponte di Leonardo“. Mit diesem aktuellen Programm traten diese Interpreten auch bei den Tagen Alter Musik in Regensburg auf. Musikerinnen und Musiker, die ich bei diesem vorzüglichen Festival und bei einer anderen herausragenden Veranstaltung namens „Sparks & Visions“, beide in Regensburg, erlebt habe – und im Falle des Geigers Théotime Langlois de Swarte, gern erlebt hätte – habe ich in dieser Sendung vorgestellt. Sichern Sie sich einstweilen schon Plätze bei den genannten Festivals – die Tage Alter Musik feiern ja Jubiläum, da wird es viel Andrang geben. Schönes Restwochenende wünscht Ihnen Roland Spiegel. Das Ensemble Constantinople im Reichssaal STIMMEN ZUM FESTIVAL TAGE ALTER MUSIK 2024 Vielen Dank für die Einladung. Regensburg ist wie ein Traum! Jan Tomasz Adamus Leiter der Capella Cracoviensis Marco Ferrari, Flöte und Didem Başar, Kanun, vom Ensemble Constantinople im Reichssaal
Tage Alter Musik Regensburg 2024 13 Die Regensburger Domspatzen & Musica Florea Prag (Leitung: Christian Heiß) beim Eröffnungskonzert in der Dreieinigkeitskirche The Marian Consort (Rory McCleery) & The Illyria Consort (Bojan Čičić) in der Dominikanerkirche
DeTlef KReNge: Und ich begrüße Sie heute aus Regensburg. Freunde der Alten Musik wissen da gleich Bescheid: Immer am Pfingstwochenende finden hier in der Welterbestadt die Tage Alter Musik statt, eines der wichtigsten Alte Musik-Festivals in Europa. Und wenn ich sage: Ich begrüße Sie, dann sind das in diesm Fall nicht nur die Zuhörer von BR-Klassik in Bayern, wir haben uns in diesem Jahr für diese Sendung zusammgetan mit SWR Kultur, daher auch ein herzliches Willkommen an alle, die uns im SWR-Sendegebiet empfangen. Und deswegen steht mir heute auch eine Kollegin der Alte Musik-Redaktion von SWR Kultur zur Seite, das ist Ilona Hanning, und die ist gerade noch gar nicht bei mir im Studio, sondern sie befindet sich zwei Straßenecken weiter im historischen Reichsaal. Dort findet nämlich gerade ein Konzert des us-amerikanischen Ensembles Quicksilver statt, mit früher Instrumentalmusik aus dem 17. Jahrhundert, und in das werden wir uns gleich live reinschalten. Ilona, du bist jetzt an einem sehr geschichtsträchtigen Ort, dort wo über Jahrhunderte das Herz der Freien Reichsstadt Regensburg schlug. IloNA HANNINg: Ja, ich stehe jetzt hier vor einer großen Tür mit einem dicken Eisernen Schloss und Türklinke, das ist die Tür zum Reichssaal in Regensburg. Seit den Habsburgern war Regensburg der bevorzugte Ort, um Reichstage abzuhalten, ab 1663 bis 1806, also bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein, gab es hinter dieser schweren braunen Holztür, vor der stehe, den immerwährenden Reichstag. Das ist quasi so etwas wie das erste deutsche Parlament. Ein Raum in Schuhschachtel-Form, ganz tolle Holzdecke, große Fenster mit kleinen runden Butzenscheiben und die Fensterrahmen sind ummalt. In den Ecken sieht man kleine Engelsfiguren, die Harfe spielen oder Zink. Heute wird dort nicht mehr Politik gemacht, früher haben die Reichsstände dort über Steuern und Bündnisse debattiert und Gesetze beschlossen. Also Dinge, die ganz Europa beeinflusst haben. Heute kommen Musiker aus ganz Europa nach Regensburg, in diesen Saal, bei den Tagen Alter Musik. Auf den 400 Sitzplätzen und den dunklen Holzbänken, die wirklich eng sind, nicht so ganz bequem, da sitzen jetzt die Zuhörer und hören jetzt gerade Quicksilver. DeTlef KReNge: Ilona, soweit erstmal vielen Dank – jetzt sollte in diesem Saal, im Reichsaal, mit dem Ensemble Quicksilver gerade eine Sonate von Johann Caspar Kerll laufen, die Leitung zu unseremÜ-Wagen steht, hören wir jetzt gemeinsam in dieses Konzert hinein: Musik live aus dem Reichssaal: Johann Caspar Kerll/ Quicksilver DeTlef KReNge: Applaus für das Ensemble Quicksilver hier bei den Tagen Alter Musik Regensburg, das ist das vorletzte Stück aus einem Konzert, das im Moment stattfindet im Regensburger Reichssaal von Johann Caspar Kerll, einer Sonata in F-Dur. Meine Kollegin Ilona Hanning ist vor Ort. Ilona wie ist denn die Stimmung im Saal? IloNA HANNINg IM gesPRäcH MIT eINeR ZuHöReRINDie Stimmung ist gut, und ich habe mich gerade wieder aus dem Saal rausgeschlichen und zwar mit Barbara Feiner aus Tuttlingen. Frau Feiner wie hat Ihnen denn das Konzert von Quicksilver bisher gefallen? Ja, es war sehr schön, wie eigentlich immer diese Konzerte hier im Reichssaal, wo hochTage Alter Musik Regensburg 2024 14 BR-KLASSIK „Tafel-Confect“, live von den 39. Tagen Alter Musik Regensburg 20. Mai 2024, 12.05 – 14.00 Uhr // Moderation: Detlef Krenge, BR-Klassik (DK), Ilona Hanning, SWR Kultur (IH) RvD: Wolfgang Schicker // Redaktion: Thorsten Preuß (BR), Doris Blaich (SWR) & Robert Mealy und Julie Adrijeski vom Ensemble Quicksilver im Reichssaal
karätige Ensembles wunderbar zusammen musizieren. IloNA HANNINg: Sie haben vor diesem Konzert erzählt, dass sie schon öfter, quasi regelmäßig hier nach Regensburg fahren zu den Tagen Alter Musik. Was zieht sie immer wieder hierher? Ja, eben die hochkarätige Musik mit tollen Ensembles, die wunderbar zusammen musizieren und die Stimmigkeit einfach zwischen den Konzertorten und der Musik, die man dann hier hören kann, dass in den alten Räumlichkeiten die alte Musik einfach so wunderbar passt. IloNA HANNINg: Hier in Regensburg, muss man dazu sagen, gibt es viele Kirchen, und in diesen alten Kirchen wird eben auch Musik gemacht, finden Konzerte statt.16 Konzerte sind das an vier Tagen. Frau Feiner, wieviele hören Sie sich dieses Jahr an? Es werden wohl zwölf werden, insgesamt. IloNA HANNINg: Fleißig. Ja, ja, klar. Zwischendurch muss man sich mal eine kleinere Ruhepause gönnen, weil man sonst gar nicht alles aufnehmen kann. Aber es ist so spannend und so vielseitig, dass wir das gerne machen. IloNA HANNINg: Was war denn Ihr bisheriges Highlight? Dieses Oboenensemble (La Petite Écurie, Anm. D. Red.), was so wunderbar musikantisch gespielt hat, und mit diesem Trommler dazu, da war so viel Begeisterung mit dabei – aber das ist eigentlich bei praktisch allen Ensembles so, dass die mit so viel Begeisterung bei der Sache sind und die Freude so richtig rauszuhören ist. IloNA HANNINg: Über dieses Oboenensemble werden wir nachher in der Sendung noch einiges erfahren. Und Frau Feiner, haben Sie einen Tipp für uns? Wo sollte man hingehen, wenn man es sich gut gehen lassen will, hier in Regensburg? Da gibt es sehr viele Sachen. Es gibt die Museen natürlich, und es ist einfach die Stadt mit den mittelalterlichen Gebäuden. Es ist die Donau, die Steinerne Brücke und gleich dahinter ein wunderbarer Biergarten, und vor den Konzerten lohnt es sich, die Kirchen anzuschauen. Das ist einfach eine tolle Atmosphäre hier. IloNA HANNINg: Ja, vielen Dank, Frau Feiner, eine schöne Zeit weiterhin hier in Regensburg. Vielen Dank, die werden wir haben! DeTlef KReNge: Und ich sage auch danke, Ilona Hanning mit ganz frischen Eindrücken vom Konzert des Ensembles Quicksilber mit früher Instrumentalmusik aus dem Regensburger Reichssaal. Mit der nächsten Musik haben wir einen Mitschnitt für Sie von gestern vom 16 Uhr-Konzert hier bei den Tagen alter Musik, das Ensemble Le Consort mit der Aria sopra la Bergamasca von Marco Uccellini. Musik: Marco Uccellini/ Le Consort DeTlef KReNge: Das Ensemble Le Consort spielte Musik von Marco Uccellini, die Aria sopra la Bergamasca. Ein Mitschnitt von gestern hier bei den Tagen Alter Musik Regensburg. Der Geiger Théotime Langlois de Swarte spielte hier mit und ist auch eines der Gründungsmitglieder – außerdem war er noch in einem weiteren Konzert zu hören, wo er als Solist auftrat. Davon haben wir später noch einen Ausschnitt für Sie, zusammen mit einem Interview, etwa zwischen halb zwei und zwei wird das sein. Sie hören das Tafel-Confect on tour live von den Tagen Alter Musik Regensburg. Alljährlich wird die Domstadt an der Donau zum Mekka für Freunde von historischer Aufführungspraxis und Originalklang, für vier Tage, von Freitag bis zum Pfingstmontag. Das stimmt natürlich so – und stimmt aber auch wieder nicht. Seit einigen Jahren gibt es immer noch ein Angebot hinterher, am Dienstag danach, das wäre dann also morgen, ein Kurs, bei dem ein renommierter Musiker sein Wissen an alle Interessierten weitergibt. Und traditionell wird auch am Anfang des Festivals das Eröffnungskonzert bereits am Vorabend, am Donnerstag, einmal zusätzlich gegeben. Denn: Wenn die Domspatzen in Regensburg singen, dann ist das ein Heimspiel und die Kirche ist problemlos an zwei Abenden rappelvoll. Gudrun Petruschka hat sich bei den Domspatzen umgehört. Tage Alter Musik Regensburg 2024 15 Das Ensemble Quicksilver im Reichssaal
Tage Alter Musik Regensburg 2024 16 Beitrag über die Domspatzen von Gudrun Petruschka: (Andreas Haberl:) Wir haben immer diese zwei Konzerte. Für uns Domspatzen ist das völlig egal, wir geben auch in einer Dorfkirche unser Bestes. Ich freu mich immer sehr drauf, auch auf die Radioübertragung, natürlich ist das schon ein Highlight im Jahr. Ich denke, dass die Konzerte an beiden Abenden schön werden. (Anton Löhr:) Ich glaube schon, dass meine Eltern kommen. Aber es macht keinen großen Unterschied, weil es ja das gleiche Konzert ist. (Johann Massalme:) Ich weiß gar nicht genau, zu welchem Konzert meine Eltern kommen, aber sie werden sicherlich zu einem kommen. Auch für mich macht das keinen Unterschied, weil Publikum ist Publikum, wir haben sie alle gleich gerne, auch wenn dann unsere Eltern mit dabei sind. Wir freuen uns immer – wir singen für jeden. Das macht für uns keinen richtigen Unterschied. Andreas, Anton und Johann: drei Domspatzen, die im Eröffnungskonzert der Tage Alter Musik und auch schon am Abend davor dasselbe Konzertprogramm gesungen haben – und ja, ein paar bekannte Gesichter im Publikum entdeckt haben dürften. Das Konzert findet in der Dreieinigkeitskirche statt, einer barocken evangelisch-lutherischen Kirche mitten in der Altstadt. Der passende Raum, um barocke Kirchenmusik aufzuführen. Neben Werken von Antonio Vivaldi steht auch Musik von Jas Dismas Zelenka auf dem Programm, einem böhmischen Komponisten. (Thassilo Brandau:) Das ist für mich komplett Neuland, und ich freue mich dennoch, Zelenka jetzt zusammen mit dem Orchester zu singen, zu proben und dass wir alle Spaß haben, darauf freu ich mich sehr. Wie Thassilo ging es auch seinen Sängerkollegen: Ja, den Namen Jan Dismas Zelenka haben die Domspatzen schon mal gehört, die Musik aber war ihnen noch unbekannt. Das Orchester, das gemeinsam mit ihnen das Magnificat von Zelenka aufgeführt hat, ist das Originalklang-Ensemble Musica Florea Prag. (Marek Štryncl:) Es gibt hier während der vergangenen 30 Jahre eine Art Zelenka-Renaissance. Klar, denn er ist unser Komponist, er hat in Prag gelebt. Auch als er dann in Dresden lebte, war er immer in engem Kontakt mit Prag, er hat viele Stücke für Prag komponiert. Und dann schwärmt Marek Štryncl, Cellist und Leiter von Musica Florea Prag, noch von der Experimentierfreude von Jan Dismas Zelenka: (Marek Štryncl:) Zelenka war natürlich von italienischer und französischer Musik beeinflusst, aber es fällt immer mehr auf, dass er sich auch von spanischer Musik inspirieren ließ. Spanien war ein bisschen wie Tschechien, das war ein Schmelztiegel für unterschiedliche Kulturen: da gab es Einflüsse aus England, aus arabischen Ländern, aus Frankreich, aus der Türkei. Und in Zelenkas Musik finden sich eben auch diese speziellen Rhythmen. Musik vom Eröffnungskonzert (Zelenka Magnificat) DeTlef KReNge: Die Eröffnung des Eröffnungskonzerts gewissermaßen, am vergangenen Freitagabend hier bei den Tagen Alter Musik in Regensburg. Traditionell singen hier die Regensburger Domspatzen, eben beim Magnificat in C-Dur von Jan Dismas Zelenka, begleitet vom Orchester Musica Florea Prag, Solistin war Carine Tinney. Meine Komoderatorin Ilona Hannig ist jetzt bei mir im Studio angekommen – Ilona, du bist ja eine langjährige Festivalbesucherin, was macht denn die Tage Alter Musik für dich so besonders? IloNA HANNINg: Da gibt’s vieles… Die Atmosphäre ist hier sehr entspannt-familiär und gleichzeitig ist das künstlerische Niveau hoch. Selten, dass mich mal ein Konzert komplett enttäuscht hat. Dann taucht man hier an einem Tag in ganz verschiedene Epochen ein bei den Konzerten, und was ich persönlich sehr schön finde immer, sind die Die Regensburger Domspatzen, Musica Florea Prag, Carine Tinney (Sopran), Christian Heiß (Leitung) beim Eröffnungskonzert in der Dreieinigkeitskirche
Tage Alter Musik Regensburg 2024 17 Nachtkonzerte mit Vokalensembles. Dieses Jahr nach acht Jahren Renovierung mal wieder in der Dominikanerkirche. Das ist eine gotische Kirche, ganz schlicht gebaut, sehr hoher Kirchenraum. Und da kommt man so um Viertel vor elf nachts herein. Die Lampen sind gedimmt, draußen alles dunkel, also eine sehr schöne Atmosphäre in dieser Kirche und die Akustik, die ist auch gut für den Gesang. Und da hört man halt erstklassige Vokalensembles, wie zum Beispiel das Binchois Consort, ein britisches Vokalensemble mit Musik von Jakob Obrecht. Und die hören wir ja später noch. DeTlef KReNge: Dann schlage ich vor, wir hören uns jetzt gemeinsam an, was das Publikum dazu sagt, der Festivalcheck, zusammengestellt von Wolfgang Schicker. Festivalcheck Heute: Die Tage Alter Musik Regensburg Wie ist die Stimmung? „Das ist immer wie heimkommen, ganz einfach. Man trifft nur Leute, die man kennt, vielleicht nicht namentlich, aber man weiß, das ist dieselbe Gemeinsamkeit eigentlich, ja, einfach wohlig.“ „It’s a wonderful atmosphere, very familiar, I find everybody is enthusiastic and so I think we will come again.“ „Die Atmosphäre ist sehr entspannt, das Publikum ist bunt gemischt, wenig förmlich und eben in Kombination mit den wirklich immer ausgezeichneten Musikern ist das eine schöne Sache.“ Warum gerade hier? „Beautiful, beautiful buildings, beautiful churches, I love the old town, small streets.“ „Weil die Stadt selber noch intakt alt ist und trotzdemmit dieser modernen Art das darzubieten, und da einen Bogen spannt dann zwischen alter Musik und der Neuzeit.“ Wer ist dabei? „Ich kenne überhaupt niemanden und bin einfach auf alle gespannt, weil hier auch immer Entdeckungen ausgegraben werden, und das ist das Schöne an dem Festival.“ „Hier kommen wirklich die Spitzenensembles weltweit, treffen sich in Regensburg, und wir reisen aus der Schweiz dafür an.“ Geheimtipp für Einsteiger „Rechtzeitig buchen.“ „Ja, das ist das Problem, Karten zu bekommen, weil sie häufig sehr schnell vergriffen sind.“ „Also auf keinen Fall verpassen darf man die Vielfalt der Veranstaltungsorte.“ Das kurioseste Instrument „Für mich ist das nicht kurios, weil das alles normal ist. Für mich sind die neueren Instrumente kurios.“ Was gibt’s zu hören? „Diese ganzen alten Flöten, Theorben, Lauteninstrumente sind schon eindrucksvoll.“ „Also ich würde mal sagen, die ganzen alten Rohrblattinstrumente faszinieren mich besonders, Krummhorn, Rankett und so.“ Wo trifft man sich nach dem Konzert? „Im Bett. Weil wir alle Konzerte mitnehmen und da bist du dann fertig.“ „Die Plätze in der Regensburger Altstadt laden alle ein, sich länger aufzuhalten.“ „Man flaniert natürlich durch die Altstadt. Es gibt viel zu sehen, es gibt viele schöne Restaurants, es gibt viele Galerien, die man anschauen kann. Es ist das Flair um den Fluss herum, die alte Brücke und so weiter.“ Musik: Cipriano de Rore/ Fieri Consort DeTlef KReNge: Das Fieri-Consort war zu hören bei einem der Matinée-Konzerte hier bei den Tagen Alter Musik, gestern Vormittag um 11:00 im historischen Reichsaal. Daraus hörten wir das Madrigal „O Sonno“ von Cipriano de Rore. Wir senden das Tafel-Confect on tour von den Tagen Alter Musik Regensburg in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit SWR Kultur, und aus der dortigen Alte Musik-Redaktion ist heute Ilona Hanning an meiner Seite. Und Ilona, du spielst ja selber Barockoboe, und da haben die Tage Alter Musik in diesem Jahr wohl einen Leckerbissen für dich auf dem Programm: Du hast bestimmt die Konzerte der Oboenbande gehört? The Binchois Consort, Andrew Kirkman (Leitung), beim Applaus in der Dominikanerkirche
Tage Alter Musik Regensburg 2024 18 IloNA HANNINg: La Petite Écurie heißen Sie und ich hab mich so darauf gefreut, sie live zu erleben, weil sie Reptertoire der Oboenbande aus dem 17. und 18. Jahrhundert spielen. Eine Oboenbande ist ein Ensemble, das aus mehreren Oboen und Fagotten besteht und sie hat einen ganz tollen Sound, wenn man auf historischen Nachbauten spielt. Die Oboe ist ja ein Instrument, das aus Frankreich kommt und dort am französischen Hof des Sonnenkönigs, also amHof von Ludwig XIV., gab es natürlich Oboisten und eine Oboenbande. Philipp Lamprecht, der beim Ensemble La Petite Écurie Schlagwerk spielt, kennt sich aus in der Geschichte der Oboenbande in Frankreich. Philipp Lamprecht von La Petite Écurie Also die Oboisten waren erstmal an der Grande Écurie sozusagen installiert. Die Grande Écurie würde man auf Deutsch als Marstall übersetzen, also ein Gebäude, das es bei großen Schlössern gibt. Auch im deutschsprachigen Raum gab es das, wo sowohl die Pferde als auch die Werkstätten der Musiker waren. Und dort angesiedelt waren eben vor allen Dingen die Blasinstrumente, und da finden wir auch die Oboen, Oboenspieler, Schalmei-Spieler. In dieser Übergangszeit können wir die auch noch ein bisschen gemeinsam betrachten. Und die haben dann in verschiedenen Ensembles zusammengewirkt, die Douze Grands Hautbois, das war zum Beispiel ein Ensemble, ein wichtiges. IloNA HANNINg: Und diese Douze Grands Hautbois, das waren 12 Oboisten und 12 Fagottisten. Sie haben manchmal bei Privatkonzerten für den Sonnenkönig gespielt oder sie waren als Verstärkung des Orchesters mit dabei, wenn Lully in Versailles eine Oper aufführte. Und dann gab es noch einen weniger angenehmen Arbeitsplatz für Oboenbande, erzählt Philipp Lamprecht. Philipp Lamprecht von La Petite Écurie Also die Oboistenbande kann man sich auch so vorstellen, sie war erst mal in der Militärmusik angesiedelt, bei der Schweizer Garde. Von der gehen wir quasi aus, also wir reden jetzt vom siebzehnten Jahrhundert, Mitte des siebzehnten. Jahrhunderts. Sie hat nicht nur den Papst bewacht, sondern eben auch die französischen Könige. Das waren einfach sehr spezialisierte Einheiten, und die Musiker waren hauptsächlich Trommler und eben Pfeifer, also die Schwegel-Instrumente, die man auch noch kennt. Und weil das mit so kleinen Pfeifchen wahrscheinlich nicht festlich genug war, hat man dieses neu erfundene Instrument, die Oboe, sozusagen dafür benutzt, hat aus einstimmigen und zweistimmigen Melodien einen schönen vierstimmigen Satz gemacht. Dann war es plötzlich auch wieder für Komponisten interessant, wie eben Philidor oder Jean-Baptiste Lully, von dem es auch Märsche und verschiedene Airs gibt. Die Besetzung einer Oboenbande sind Barockoboen und Barockfagotte. Bei Lully noch fünfstimmig, später dann vierstimmig und bei der Oboenbande in Frankreich gibt es noch eine besondere Oboe, die da zum Einsatz kommt: die Taille, erklärt Marc Bonastre: Marc Bonastre Riu von La Petite Écurie Taille ist mein Instrument, sie ist sozusagen der Opa vom Englischhorn. Sie ist eine Quinte tiefer gebaut und spielt die dritte Stimme in dieser vier- oder fünfstimmigen Musik. IloNA HANNINg: Oboenbanden gibt es damals im 17. Jahrhundert nicht nur in Frankreich, sondern die Oboe und damit auch die Oboenbande hat sich in ganz Europa verbreitet, also England, Italien, Deutschland, Niederlande. Warum? Weil der französische Hof in Versailles für viele Adelige in Europa Vorbild war. Die Art, wie der Sonnenkönig seinen Machtanspruch darstellte, eben auch mit Hilfe der Künste, wird an europäischen Höfen kopiert. Und es ist auch so, dass sich der Oboenklang einfach besser mischte mit Streichern als der Schalmeienklang, so dass man lieber das neue Instrument, die Oboe, eingesetzt hat. Johann Christian Schieferdecker gibt 1713 eine Sammlung mit Musik für Streichorchester mit Blasinstrumenten heraus, 13 Musicalische Concerte heißt die Sammlung, und imVorwort schreibt er, dass die Musik auch komplett mit 3 Oboen und einem Fagott vergnüglich zu gebrauchen sei. Offenbar hat Schieferdecker sehr gute Oboisten gekannt. Die meisten Oboisten haben im 17. und 18. Jahrhundert in Oboenbanden gespielt, aber von der sozialen Stellung her waren diese Oboisten allerdings niedriger gestellt als ein Oboist, der Hofmusicus im Hoforchester war. In England hat das Ensemble La Petite Écurie per Zufall OriginalLiteratur für Oboenbande gefunden, erzählt Philipp Lamprecht: Philipp Lamprecht von La Petite Écurie In der British Library haben wir die Stimmbücher noch mal genauer angeguckt. Die waren unter Flute, Flute Music einsortiert und bei genauerer Betrachtung konnte man dann aber feststellen, dass es für eine Oboenbande geschrieben war, und tatsächlich nicht für irgendeine Oboenbande, sondern für die Oboenbande von Queen Anne Stewart. Also, wir sind jetzt gegen Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, um das Jahr 1700 herum, und dieses Ensemble scheint sehr wichtig gewesen zu sein, vor allen Dingen eben auch für festliche Anlässe, aber nicht mehr nur als Militär-EnDer Perkussionist Philipp Lamprecht in der Schottenkirche Marc Bonastre Riu ( Taille) von der Oboenbande La Petite Écurie in der Schottenkirche
semble, sondern wirklich als Konzert- und Unterhaltungs-Ensemble mit eigenem Repertoire. Und das ist ganz entscheidend für uns. Da gibt es eine wichtige Figur, das ist Jacques Paisible oder James Paisible, ein französischer Komponist, der mit anderen, die sich in Paris nicht mehr entfalten konnten wegen Lully, weil der sich dort so breitgemacht hat – der ist nach England gegangen und hat dort eine große Karriere als Blockflötist und Oboist gemacht. Und vermutlich ist die Handschrift, sind diese Stimmbücher von ihm. IloNA HANNINg: Einige Suiten von James Paisible sind erhalten und eine davon hören wir jetzt mit dem Ensemble La Petite Écurie. Musik: James Paisible/ La Petite Écurie DeTlef KReNge: Eine Suite in C-Dur von John Paisible, gespielt vom La Petite Écurie. Das Ensemble war bei den Tagen Alter Musik unter anderem auch vertreten mit einem Gesprächskonzert zum Thema der Hautboisten-Bande am Hof Ludwigs XIV. Besondere Highlights bei den Tagen Alter Musik sind die Nachtkonzerte, die jeden Abend um viertel vor elf beginnen, also die stimmungsvolle Stunde vor Mitternacht. Am Samstagabend widmete das britische Binchois-Consort sein Programm einer Messe von Jacob Obrecht, der sogenannten Scaramella-Messe. Und die würde nach Farice Fitch, einem Komponisten und Experten für Renaissance-Musik, zu den besten Werken von Obrecht gehören – wohl gemerkt „würde“, denn die Messe ist nur unvollständig überliefert. Lediglich zwei Stimmen sind erhalten, Alt und Bass. Fabrice Fitch hat das Wagnis unternommen, die beiden fehlenden Stimmen zu rekonstruieren, also die Oberstimme und den Tenor. Eine fast unlösbare Aufgabe, sollte man meinen, aber nicht, wenn man sich so gut auskennt und eben auch selber Komponist ist, wie Farbrice Fitch. Der Messe liegt eine damals sehr bekannte Melodie zugrunde, das Lied „Scaramella“. Und anhand dieses Liedes, einer fundierten Kenntnis der Musik von Obrecht und ihres gesamten Kontexts, und natürlich den Anhaltspunkten aus den beiden bekannten Stimmen war das Unterfangen machbar. Farice Fitch meint sogar, dass gerade die Komplexität der Komposition ihren Aufbau recht „leicht zu lesen“ macht. Nichtsdetotrotz ist jede Rekonstuktion natürlich nur eine Annäherung, wir haben jetzt einen Eindruck für sie, das Agnus Dei aus der rekonstruierten ScaramellaMesse von Jacob Obrecht, gesungen vom formidablen Binchois-Consort. Konzertort war die nach langjährigen Renovierungsarbeiten wieder zugängliche, stilechte Dominikanerkirche St. Blasius. Musik: Jacob Obrecht/ The Binchois Consort IloNA HANNINg: Das Binchois Consort live bei den Tagen Alter Musik Regensburg, die hier gerade stattfinden. Das war das Agnus Dei aus der Missa Scaramella von Jakob Obrecht. Eine Sängerin der Sonderklasse bereits in jungen Jahren: die Sopranistin Francesca Aspromonte. Sie verbindet großes Stimmvolumen und ein angenehm-warmes Timbre mit Detailschärfe und klarer Phrasierung, das alles mit großer Natürlichkeit, starkem Textbezug und souveräner Technik. Detlef Krenge hat die sympathische Italienerin am Sonntag-Nachmittag bei den Proben zum anstehenden Nachtkonzert getroffen. Interview Detlef Krenge mit Francesca Aspromonte DeTlef KReNge: Francesca Aspromonte herzlich willkommen in Regensburg! Sie sind in der Welt schon weit herumgekommen, aber bei den Tagen Alter Musik waren Sie noch nicht. Wie gefällt es Ihnen hier? fRANcescA AsPRoMoNTe: Gut, es gefällt mir sehr gut. Also das Regensburger Festival ist sehr gut bekannt in unserer historisch informierten Alte Musik-Szene, aber wir waren noch nicht da, und wir sind alle sehr aufgeregt wegen heute Abend. DeTlef KReNge: Sie werden hier ein Nachtkonzert geben, spätabends, und zwar auch mit Nachtmusik, Sie singen zwei Serenaden von Alessandro Scarlatti. Das wird bestimmt sehr stimmungsvoll. fRANcescA AsPRoMoNTe: Wenn wir unser Programm richtig gedacht haben, können wir das nachts spielen. Die Serenaden sind für zwei Geigen, Basso continuo und Sopran und die Atmosphäre ist sehr „nächtlich“. DeTlef KReNge: Ich glaube, da passt das Ensemble auch ganz gut dazu. Sie spielen mit Arsenale Sonoro von Boris Begelmann und das ist, wie Sie sagen, sehr klein besetzt, sehr kammermusikalisch könnte man sagen, sehr intim. fRANcescA AsPRoMoNTe: Heute sind wir so klein besetzt, also normalerweise kann Arsenale Sonoro sehr klein und auch sehr groß werden, es kommt darauf an, was wir spielen. Und mit solcher Musik können die Geigen wirklich einen großen Klangrange haben und unser Basso continuo ist unglaublich, sie können so weich und auch so stark spielen. Die Cembalistin Federica Bianca hat so eine große Fantasie, sie spielt Continuo, ganz verschiedene Sachen kann sie machen und immer deutlich, dass es ganz genau passt zu dem, was ich im Moment mache. DeTlef KReNge: Mit dem selben Ensemble und fast der gleichen Besetzung, eben nur etwas mehr Violinen, ist auch die aktuelle CD, aufgenommen mit Händel-Kantaten. Ich habe das Gefühl, dass Sie als Musikerin sehr gut mit diesem Ensemble und dem Ensembleklang harmonieren. fRANcescA AsPRoMoNTe: Natürlich muss ich auch sagen, dass der Dirigent dieses Ensembles mein Mann ist (Boris Begelmann). Und natürlich fühlen wir uns sehr wohl zusammen, also wir können gut zusammen musizieren und wir haben auch die gleichen äsTage Alter Musik Regensburg 2024 19 Mitglieder des Fieri Consort bei der Konzertmatinee im Reichssaal
thetischen Ideen, das hilft wirklich sehr. Und die Musiker: Wir kennen uns seit zehn Jahren oder mehr und es ist wirklich wie gute Freunde, die zusammen aufgewachsen sind. DeTlef KReNge: Sie singen in diesen klein besetzten Gruppen, aber auch mit großem Orchester, wie ist denn der Unterschied für Sie als Sängerin? fRANcescA AsPRoMoNTe: Ich denke, der Unterschied ist nur im Text. Wenn man mit einem kleinen Ensemble musiziert, dann kann man mehr Farben haben, man bekommt eine gute Aufmerksamkeit. Vom Volumen her ist es gleich – meine Stimme ist nicht klein, gottseidank. Und Arsenale Sonoro kann auch in kleiner Besetzung sehr laut und sehr stark und sehr präsent sein. DeTlef KReNge: Mir ist in Ihrer Biografie aufgefallen, dass Sie mal angefangen haben mit Tasteninstrumenten, also mit Cembalo und Klavier. Jetzt hört man bei Ihnen ein sehr schönes, eher warmes Timbre, großes Volumen, aber trotzdem auch eine sehr detailreiche Phrasierung. Hat das etwas miteinander zu tun, haben vielleicht die Tasteninstrumente die Art, wie Sie singen, beeinflusst? fRANcescA AsPRoMoNTe: Ich denke schon. Ja, also ich habe mit Klavier angefangen, als ich sehr klein war und habe dann Cembalo studiert, weil meine Hände so klein sind wie ich und natürlich könnte ich kein Klavier spielen. Und ich denke, dass, wenn man eine gute Idee von Harmonie hat, dann kann man ganz anders phrasieren. Wenn man ein Tasteninstrument spielt, dann ist Harmonielehre sehr wichtig. Und das hilft bei der Phrasierung, Verzierungen, dem Stil und so weiter. DeTlef KReNge: Sie haben dann aber den Gesang in den Mittelpunkt gerückt, dabei wiederum die Barockmusik. Und seit ein paar Jahren haben Sie auch eine Professur für die Interpretation des italienischen Barockrepertoires, und zwar am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Das ist eine sehr klare Spezialisierung. Italienisches Barockrepertoire heißt ja vor allem Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Was fasziniert Sie besonders an diesem Repertoire? fRANcescA AsPRoMoNTe: (lacht) Das ist die One-Million-Dollar-Frage. Es ist das, was ich in meiner Karriere ammeisten gemacht habe. Und ich kann’s unterrichten, weil ich das oft auf der Bühne gesungen habe. Natürlich können die Studenten auch mit einer Bach-Kantate kommen, das ist klar, sie können singen, was sie wollen. Aber wenn man italienisches Repertoire mit einer Italienerin erarbeitet, mit einer Muttersprachlerin, ist es natürlich viel besser für die Studenten. Da ich so viel Monteverdi und zum Beispiel auch Scarlatti und Händel gesungen habe, habe ich eine gute Erfahrung mit Phrasierung und Ornamentation. Was kann man bei Monteverdi machen, aber bei Händel nicht. Ich habe zum Beispiel keine französische Musik gesungen, weil man quasi einen französischen Pass haben muss, sonst darf man in Frankreich kein französisches Barockrepertoire singen. Musik: Händel/ Francesca Aspromonte, Arsenale Sonoro DeTlef KReNge: Die Sopranistin Francesca Aspromonte mit einer Arie von ihrer aktuellen CD, Georg Friedrich Händel „S’un dì m’appaga, la mia crudele“. Begleitet wurde sie von Arsenale Sonoro, und in dieser Besetzung gab es in der Nacht zu heute ein Spätkonzert zu hören, passend mit Serenaden, also Nachtmusiken, von Alessandro Scarlatti. Ein Konzert, auf das viele sehr gespannt waren bei den Tagen Alter Musik, war die Aufführung der sogenannten Intermedien zu La Pellegrina. La Pellegrina ist eine Komödie von Girolamo Bargagli, die zur Hochzeit des Großherzogs der Toskana, Ferdinando I. de‘ Medici, mit Christine von Lothringen aufgeführt wurde, 1589 war das in Florenz. Vor, zwischen und nach den fünf Akten der Komödie wurde Musik gespielt. Musik, die von verschiedenen Komponisten geschrieben worden ist. Vier verschiedene Ensembles haben sich unter der Leitung von Eduardo Egüez zusammengetan, um die Musik hier in Regensburg aufzuführen. Und im Vorfeld gab es auch ein Symposium zu diesen Intermedien in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft von der Uni Regensburg unter der Leitung von Professorin Katelijne Schiltz. Ilona, Du warst dort, welche Themenbereiche wurden denn angesprochen? IloNA HANNINg: Es ging natürlich um die Musik an sich, aber auch um die antiken Mythen, von denen in den Intermedien erzählt wird, und um die Poetikdiskussion im 16. Jahrhundert und wie dieses Fest, diese Hochzeit damals gestaltet wurde. Tage Alter Musik Regensburg 2024 20 Francesca Aspromonte (Sopran) und das Ensemble Arsenale Sonoro beim Nachtkonzert im Reichssaal
DeTlef KReNge: Warumwaren die Intermedien zu La Pellegrina denn damals so berühmt? IloNA HANNINg: Intermedien gab es so ab dem 15. Jahrhundert, anfangs war diese Musik vor und zwischen und nach Theaterstücken noch Beiwerk zum Theaterstück, im 16. Jahrhundert aber bald schon Hauptwerk. Oder anders formuliert: Komödien werden nur dann geschätzt, wenn Musik, also Intermedien, dabei sind und vor allem in Florenz sind solche Intermedien ganz gut dokumentiert. Es gab aber eine Regel in Italien: Intermedien müssen ihre Vorläufer quasi übertrumpfen. Jetzt heiratet ein Medici, noch dazu einer, der zum ersten Mal den Titel Großherzog führt, da war klar, dass die Hochzeit etwas ganz Besonderes werden muss und eben auch diese Intermedien nochmal besser sein müssen als bei den letzten Feierlichkeiten. DeTlef KReNge: Waren diese Intermedien zu der Komödie La Pellegrina, das heißt übrigens: die Pilgerin, waren die dann der Höhepunkt der Feierlichkeiten? IloNA HANNINg: Ja, sie waren schon besonders, beziehungsweise, es wurde sehr viel darüber geschrieben und berichtet. Da hat man sich einiges einfallen lassen. Ein zweiwöchiges Fest – die Dauer ist nicht ungewöhnlich und hätte in Anbetracht des neuen Titels auch noch länger sein können. Die Anzahl der Beteiligten, Größe und Vielfalt dessen, was geboten wurde, war außerordentlich bei dieser Medici-Hochzeit. Es wurden drei verschiedene Komödien aufgeführt, Turniere, eine Seeschlacht, für die ein ganzer Hof geflutet wird, es gab ein FußballSpiel auf der Piazza Santa Croce, Tierkämpfe. Die Festivitäten fanden an verschiedenen Orten in Florenz statt, es gibt verschiedene Berichte darüber. DeTlef KReNge: Und in diesen Berichten wird vor allem eben auch von den Intermedien, der Musik zu der Komödie, sehr geschwärmt. IloNA HANNINg: Ziel der Intermedien war es zum einen, die Leute zum Staunen zu bringen, die Meraviglia zu erzeugen. Aber besonders wichtig war natürlich auch die Pracht und den Machtanspruch der Medici zu zeigen, denn solche Hochzeitsfeierlichkeiten wurden von anderen Herrschenden in Europa genauestens beäugt. Die Intermedien zu La Pellegrina waren davon ein Teil. Gespielt wurde im Theater der Uffizien, die Bühne wurde extra erweitert, mehr als 800 Personen waren an der Vorbereitung beteiligt. Und man hat nicht nur herausragende Musik gehabt, sondern auch herausragende Bühnentechnik. Diese Intermedien waren ein Fest für alle Sinne, Augen, Ohren und auch Nase, man hat Orangenduft auf die Bühne gezaubert. Schon gleich am Anfang hat man die Zuhörer verblüfft: Im ersten Intermedium zum Beispiel ist gleich zu Anfang die Solistin, die Sängerin Vittoria Archilei, auf einer Wolke heruntergeschwebt und die Leute konnten nicht sehen, wie das funktioniert hat, da waren keine Seile zu sehen etc. Oder Echo-Effekte in der Musik: Zuhörer berichteten, die Echos seien eineinhalb Kilometer entfernt, das kann aber gar nicht sein. Das war wohl eher ein Effekt der Bühnentechnik und Bühneneinrichtung, dass es sich so anhörte, als ob es so weit weg wäre. Und das ist noch nicht alles: Gleich mehrere Komponisten haben die Musik zu den sechs Intermedien komponiert, also eine enorme musikalische Vielfalt von der Monodie, also Sologesang, bis hin zum siebenchörigenWerk. Die Musiker, die komponiert haben, gehörten Tage Alter Musik Regensburg 2024 21 Der Zinkenist Josué Meléndez vom Ensemble I Fedeli in der Dreieinigkeitskirche Instrumentalisten vom Ensemble La Chimera in der Dreieinigkeitskirche
www.tagealtermusik-regensburg.deRkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=