Tage Alter Musik – Almanach 2018
66 Regensburg (mn). Von wegen angestaubt: Bei ihrer 34. Auflage zeigten die „Tage Alter Musik“ wieder, wie vielgestaltig „Original- klang“ sein kann. Von romantischen Klän- gen über ein Kinderkonzert mit Puppenspiel bis zur Alehouse Session zu nachtschlafen- der Stunde präsentierte das Festival einen bunten Strauß an musikalischen Erlebnissen – und das auf höchstem künstlerischen Ni- veau. Zum Auftakt der 17 Konzerte gab es „alte“ Musik aus dem 19. Jahrhundert: In der Dreieinigkeitskirche präsentierten die Dom- spatzen Felix Mendelssohn Bartholdys „Lobgesang“ und die Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Zu der großenWir- kung trug nicht nur der opulente Orchester- klang des Concerto Köln bei, sondern auch die überzeugende Leistung der (Nachwuchs-) Solisten. Rundum gelungen war auch das Kinderkonzert am Samstagnachmittag im Neuhaussaal: Hier trugen die Bäume des Waldes einen Streit aus. Zu Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, gespielt vom European Union Baroque Orchestra, zeigte das Figur- entheater Favoletta mit einem Puppenspiel, warum es besser ist, miteinander als gegen- einander zu stehen. Das tat es so charmant und mit so viel Liebe zum Detail, dass man den etwas plakativen Schluss gern verzieh. Für atemlose Spannung trotz vorgerückter Stunde sorgte beimNachtkonzert am Sams- tag in der Schottenkirche das Tenebrae Consort mit Musik der spanischen Renais- sance: Nachdem die letzten Töne von Tomás Luis de Victorias Requiem verklungen wa- ren, wurde die gespannte Stille erst nach ei- ner Weile von Bravorufen und stehenden Ovationen durchbrochen. Das Ensemble unter Leitung des Ex- King’s-Singers Nigel Short hatte bewiesen, zu welcher Perfektion die Briten auf dem Gebiet des Ensemblege- sangs fähig sind. Nach 2014 das zweite Mal gab es in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Nach- Nachtkonzert um 0.15 Uhr im Leeren Beutel mit den Barokksolistene aus Norwegen: Sie weckten – langsam, aber sicher – das Publi- kummit einem Feuerwerk an musikalischen Späßen aus der Zeit von Henry Purcell, als Oliver Cromwells Theaterverbot die briti- sche Kneipenkultur kulturell enorm aufwer- tete. Ein großer Spaß – für die Ausführenden und das Publikum! Kulturreport // 23. Mai 2018 Das European Union Baroque Orchestra und das Figurentheater Favoletta Bjarte Eike bei der Alehouse Session im Leeren Beutel „Alte Musik“ punktete mit jungem Programm Meditatives, Puppenspiel und Kneipenmusik: Festival bot Außergewöhnliches für Jung und Alt
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