Tage Alter Musik – Almanach 2018

Online Musik Magazin 64 mussten für dieses anspruchsvolle Pro- gramm auf nicht weniger als acht Instru- mente zurückgreifen, die ihnen Geigenbauer der Instrumentenausstellung (die, wie all- jährlich, im Salzstadel stattgefunden hat) zur Verfügung gestellt hatten. Dieser Instrumen- tenwechsel ist hinsichtlich Intonation und Handhabung an sich schon eine große Her- ausforderung, erst recht unter den bekann- termaßen schwierigen klimatischen Bedin- gungen des historischen Reichssaals. Nichts- destotrotz konnte das sympathische Ensem- ble aus der Schweiz mit Charme und Spiel- freude das Publikum für sich gewinnen. Und das einmalige Klangerlebnis der verschiede- nen Skordaturen – mal hell und brillant in der Partita Nr. 6, mal warm und dunkel in der Nr. 1 – ließ so manche Unsauberkeit schnell vergessen. AmNachmittag waren in der Minoritenkir- che Auszüge aus dem Livre vermeil de Montserrat zu hören. Das Manuskript aus dem 14. Jahrhundert überliefert Musik, die von Pilgern am Ziel ihrer Reise zur Schwar- zen Madonna im katalanischen Kloster Monserrat gesungen wurde. Die französi- sche Formation La Camera delle Lacrime um den charismatischen Tenor Bruno Bon- houre erweckte die Gesänge der Pilger in ei- ner stimmigen halbszenischen Aufführung (Regie: Khaï-dong Luong) zusammen mit Sängerinnen und Sängern aus dem Raum Regensburg zum Leben. Anschließend zog der Pilgerstrom der Fes- tivalbesucher weiter zur Basilika St. Em- meram, wo Vox Luminis mit einemweiteren Höhepunkt der diesjährigen Tage Alter Mu- sik aufwartete. Mit acht vorzüglichen Sänge- rinnen und Sängern interpretierte das belgi- sche Ensemble Johann Sebastian Bachs Mo- tetten BWV 225-229 in bestens austariertem Wohlklang. Lediglich zu Beginn, in der dop- pelchörigen Motette „Singet dem Herrn“, traten die begleitenden Instrumente etwas zu stark in den Vordergrund, fügten sich später aber ebenfalls homogen in das schöne Klangbild ein. Vorbildlich war, nicht nur in „Jesu, meine Freude“, die ausgezeichnete De- klamation der Vokalisten. Als instrumentale Intermezzi spielte Vox luminis die Sinfonia aus der Kantate „Am Abend desselbigen Sabbats“ und das Adagio aus der Einleitung des Osteroratoriums. Hier verdienen die bei- den Oboisten Jasu Moisio und Christopher Palameta für ihr Spiel eine lobende Erwäh- nung. Insgesamt ließ dieses Konzert kaum Wünsche offen. Lediglich die rhetorischen Gesten der Bachschen Musik hätten zugun- sten deutlicherer Kontraste das eine oder an- dere Mal etwas pointierter herausgearbeitet werden können. Am Sonntagabend fand man sich wieder in der Dreieinigkeitskirche ein, wo das Finnish Baroque Orchestra unter der Leitung von Amandine Beyer (Violine) Werke von Georg Philipp Telemann, Georg Muffat und Jean- La Camera delle Lacrime Claire Lefilliâtre im Reichssaal

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