Tage Alter Musik – Almanach 2018

Mittelbayerische Zeitung 52 orchestra und dem Ensemble Baroque at- lantique aus Frankreich zwei Orchesterkon- zerte. Die Finnen unter der Leitung von Amandine Beyer widmeten sich verschiede- nen Suiten, Concerti grossi und Solokonzer- ten der Komponisten Georg Muffat, G. Ph. Telemann und Jean-Marie Leclair. Alle drei waren sie Weltbürger, bereisten ganz Europa, kannten die verschiedenen nationalen Mu- sikstile und wussten damit zu jonglieren. Die Gegenüberstellung von Solo und Ripieno zog sich durch das ganze Programm. Aman- dine Beyer bestach durch ihren betörenden Violinton, durch improvisatorisch wirkende und elegant dargestellte langsame Sätze, beim Violinkonzert von Leclair auch durch spritzig und leicht genommene Ecksätze. Te- lemanns Violinkonzert in E-Dur schien nicht ganz so glücklich ausgewählt, be- sonders die Eingänge der Solovioline wirk- ten aufgesetzt und angestrengt. Die Suite von Leclair und Telemanns „Hamburger Ebb’ und Fluth“ waren kurzweilig und witzig, bei schnellen Sätzen ging der Swing nicht verlo- ren, obwohl es manchmal ein wenig rum- pelte. Aber schließlich handelte es sich ja um Naturgewalten. Seltsame Bach-Blüten „Ein imaginäres Konzert“ mit Instrumental- werken von Johann Sebastian Bach hatte das ensemble Baroque atlantique unter der Leitung des Geigers Guillaume Rebinguet Sudre zusammengestellt. Manchmal treibt die Originalklang-Abteilung auch komische Blüten. Auf der Suche nach Originalität, nicht Originalklang wohlgemerkt, stellte man hier den großen Konzerten Bachs, alle vom dreisätzigen Typus, unnötigerweise Eingangssätze aus anderen Werken voraus, konstruierte aus einem Cembalokonzert ein Konzert für Violoncello und Orchester und aus einer Orgel-Triosonate ein Konzert für zwei Violinen. Bach selbst hat seine Werke oft wiederver- wendet, den Kontext von geistlich auf welt- lich oder umgekehrt verändert, dabei aber immer das Aptum im Auge gehabt, die An- gemessenheit. Warum er kein Cellokonzert geschrieben hat, wurde hier klar: zu tief, zu grummelig kommt das Barockcello rüber, wird vom Orchesterklang überrollt, der so- wieso basslastig war und die Solovioline(n) ein wenig schwach erscheinen ließ. Auch die Tempi schienen der schwierigen Akustik in der Alten Kapelle nicht wirklich angemessen. Das Finnish Baroque Orchestra in der Dreieinigkeitskirche Ensemble Baroque Atlantique in der Alten Kapelle

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